top of page

Biedermeier. Ein Gespräch

A. : Wie schön Sie es hier haben. Allein Ihr Frühstücksraum mit den Möbeln, Teppichen, Spiegeln, dem Geschirr...

Uwe Johnson Salon ( Frühstücksraum )
Uwe Johnson Salon ( Frühstücksraum )

B. : Wir fühlen uns so wohl bei Ihnen. Woher haben Sie nur alle die wunderbaren Sofas? Jedes aus einem anderen Holz, und eins schöner, als das andere, jedes mit einem anderen Bezugsstoff, und doch passen irgendwie alle zueinander. Immer mit den entsprechenden Tischen und Stühlen dazu. -  Einfach nur hier sitzen, sich an Ihrem Buffet bedienen, die Zeitung lesen, durch die großen Fenster in den Garten sehn -

 

A.: Man möchte hier gar nicht wieder weg, man ist auch auf eine Weise in einer anderen Welt, einer anderen Zeit. Allein die Schale hier, die Vitrine mit dem Geschirr. Alles besitzt so viel Flair -

 

C.: Wie nett, vielen Dank, dass Sie das sagen; dann war es vielleicht eine gute Idee, den Raum mit Möbeln aus der Zeit des Biedermeier einzurichten. Er wurde ja in den sechziger Jahren nachträglich wie eine Art Schachtel an das Haus von 1889, also aus der Gründerzeit, angebaut. Ganz schmucklos, nüchtern  -

 

B .: Beton und Pappkarton -

 

A .: Aber die großen, spiegelverglasten Fenster sind perfekt und haben damals sicher was gekostet.

 

C .: Das Hotel lief gut zu der Zeit, alle Welt wollte nach Berlin und die Stadt sehen, die durch eine Mauer geteilt war, - es gab genug Geld für den Ausbau: Der Eingang wurde nach hier hinten verlegt, das zweite Stockwerk aufgesetzt, die Rezeption angebaut. Die Fassade wurde geglättet und bekam statt Stuck dieses sechziger-Jahre-Mäander-Relief. Und den Sockel aus braun-beigen Kacheln -

 

A. : Wir haben gehört, dass es damals sogar vom Senat gefördert wurde, die Fassaden zu begradigen und den Stuck abzuschlagen.

 

C. : Leider. Es gibt Beispiele hier in der Straße, von außen denkt man auf den ersten Blick, es ist ein Neubau, aber sobald Sie das Treppenhaus betreten:  Stuck, Marmor, Wand- und Deckengemälde, geschliffene Spiegel- und Lampen, Jugendstil-Glas in den  Fensterscheiben.  -

Als wir 2003 das Hotel übernahmen, war ich ganz beeindruckt von der Gründerzeit-Pracht in diesem Viertel, auch den Bäumen überall an den Straßen, den Vorgärten mit den schmiedeeisernen Zäunen und den Gärten hinter den Häusern, und natürlich von den vielen schönen Details in den Treppenhäusern und Wohnungen. Aber hier, ausgerechnet in diesem Raum, standen eben diese dunkelbraunen, rechteckigen Tische aus den Sechzigern, mit Sprelacart- Platten, einer Holzimitation mit Plasiküberzug, und Stahlrohrbeinen -

 

B. : Grottenschwer, - und irgendwann bröckelte die Plastikschicht ab -

 

C. : Sie sagen es,  - mehr als vierzig Jahre hatten sie immerhin durchgehalten. Und wir wollten, dass gerade hier, wo die Gäste frühstücken und sich auch oft den Tag über aufhalten, eine besonders angenehme, wohnliche Atmosphäre entsteht. Irgendwie auch kostbar, elegant, exclusiv. Und der Raum sollte sich gleichzeitig nicht mehr so stark von dem übrigen Hotel unterscheiden, wo es ja immer noch sehr schönen Stuck an den Decken gibt, hohe Räume, das romantische alte Treppengeländer und die vielen anderen schönen Elemente aus der Zeit um 1890 -

 

B. : Das ist Ihnen gelungen!

 

A. : Das wie Sie sagen schachtelartige nimmt man kaum noch wahr. Die Schönheit der Möbel und der vielen anderen Details überstrahlt alles. Allein durch das kostbare Holz, schauen Sie doch mal, wie es glänzt, leuchtet, strahlt , - vor allem gerade jetzt, wo die Sonne herein scheint, verbreiten sie so viel Wärme -



C. : Da sagen Sie etwas Wichtiges. Das Holz an sich, wertvolle, ausgesuchte Holzfurniere, spielen im Biedermeier eine große Rolle und sprechen für sich. In den Epochen davor, im Barock, Rokoko, Klassizismus, hat man das Holz, passend zu den gepuderten Perücken und Reifröcken der Zeit, mit Zierleisten und allen möglichen Details aus getriebenem Silber und Gold beschlagen, um es aufzuwerten, damit es etwas hermachen sollte, oder man hat es bemalt. Im Biedermeier strahlt das Holz selbst wie Gold. Bernstein, Honig, in sämtlichen Nuancen. Die Platte von diesem Tisch hier, helle Birke, furniert, schauen Sie mal, ist sie nicht , - ein Kunstwerk? Das, durch die wunderbare, ganz einzigartige Maserung des Holzes, der Baum selbst und damit die Natur schuf -

 

B. : und handwerklichen Können! Schauen Sie mal, die sich verjüngenden Beine und der kunstvoll geschwungene und perfekt gearbeitete Rand der Platte mit dem doppelten Relief, in das jeweils noch zwei Rillen übereinander hinein gefräst und geschliffen sind, da ist ganze Arbeit geleistet.

 

A. : Ein selten schönes Möbel -,  einfach mal mit den Fingern darüberstreichen, -

 

C. : Und möglichst keine heißen Gläser und Tassen drauf abstellen -, nur mit Untersetzer! -  Durch die Hochglanzpolitur mit Schellack tritt die feine Struktur des Furniers noch schöner zutage. 

 

A. : Und glänzt wie ein Spiegel.

 

B. : Und steht vor einem Spiegel!

 

A. : Wodurch man den schönen Tisch doppelt sieht!

 

C. : Wir stellen gern eine Blume in die Mitte in einer Biedermeiervase von KPM oder Meissen.

 

A. : Und die sieht man ebenfalls doppelt -

 

C. : Nicht nur. Durch die geschliffenen Spiegelkanten -, und dadurch, dass sich der Spiegel hier noch einmal in dem Spiegel dort drüben über dem Klavier spiegelt, sieht man sie -

 

B. : vervielfältigt ins Unendliche -

 

C. : Biedermeier!

Solche Effekte waren im Biedermeier beliebt. Der Raum an sich sollte ein Gesamtkunstwerk bilden, also zu den farbig gestrichenen Wänden wählte man die passenden Bezugsstoffe, Gardinen, Bilder. Kissen und Tischdecken. Und Teppiche. Effekte wie Spiegelungen, die überall wiederkehren, nicht zuletzt auch durch die Prismen der Kronleuchter, gehörten dazu. -

Hier haben wir das versucht, mit den in sonnigem Ockergelb gestrichenen Wänden, der heruntergezogenen, weiß abgesetzten Decke, der wie sagt man Petersburger Hängung der Friedenauer Portale in alten Rahmen -

 

A. : -  die mir sehr gefallen, eine gute Idee -

 

C. : - mit der wir die Umgebung hier in Friedenau mit den schönen Hauseingängen in den Raum herein holen wollten. Und mit den Spiegeln und orientalischen Teppichen und den beiden Vitrinen mit dem Goldrand-Geschirr, - das man durch die alten Glasscheiben, die noch aus der Zeit stammen, in der die Vitrinen hergestellt wurden, leicht verschwommen sieht -

 

A. : wie durch Wasser -

 

C. : oder in einem Traum  -  . Auch in den Fensterscheiben in den Zimmern gibt es, in den unteren beiden Stockwerken, noch altes Glas. -  Die blauen Samtgardinen sind im Grunde zu dunkel, ein hellerer Ton würde noch mehr Licht in den Raum bringen, aber sie sind unseren Anfängen hier geschuldet, als wir das Haus unbedingt für Kunst und Kultur nutzen wollten und regelmäßig Filme aus der Zeit des italienischen Neorealismus zeigten, jede Woche einmal, immer Freitagabend war Filmabend, - und wir den Raum dafür verdunkeln mussten -

 

A. : Spannend, was Sie hier schon auf die Beine gestellt haben -

 

C. : Inzwischen veranstalten wir nur noch Lesungen, aber auch das selten. Der Tisch ist übrigens ein Spieltisch, auch Wandeltisch genannt, also man kann die Platte verdrehen und aufklappen, sodass sie doppelt so groß und dann quadratisch ist, und darunter, sehen Sie, befindet sich ein Kasten für die Rommé- und Schach- und Halmaspiele, und Würfelbecher und sonst was. So, zusammengeklappt, ist die Tischplatte ja doppelt.

 

B. : Das doppelte Relief mit den Hohlkehlen wirkt natürlich besonders schön -

 

C. : Es wurde viel gespielt im Biedermeier, Geselligkeit, Muße waren groß geschrieben. Öffentlich, oder in den eigenen vier Wänden. - Literarische Salons, Teestuben, Hauskonzerte, Bildungsvereine, auch Bibliotheken, Museen, schossen aus dem Boden; man arbeitete nur bis mittags, ruhte sich kurz aus, und dann ging es zu allen möglichen Vergnügungen,  -angeblich. In einem Beitrag  im Tagesspiegel über das Knoblauchhaus hier im Nikolaiviertel, das voll von Biedermeier und reines Biedermeier ist, stand neulich, warten Sie, ich habs schon:

 

Biedermeier. Was sich von der Epoche lernen lässt... Inspirierend könnte noch etwas anderes sein: der Umgang mit der Zeit. Berufliche Tätigkeit dominierte weniger den Alltag als heute. Unternehmer, Künstler, Beamte erledigten schon am Vormittag ihre Arbeit; der ganze Nachmittag und erst recht der Abend gehörte der Geselligkeit.... Akademiedirektor Schadow huschte ebenso wie Alexander von Humboldt von einem Treffen zum nächsten, selbst der Bäckermeister Kochhann traf sich nach obligatorischem Mittagsschläfchen täglich in der Hasenheide mit Beamten, Malern und Schriftstellern zum kegeln und plaudern...

 

B. : Nur die Lehrlinge und Gesellen in den Tischler-Werkstätten schufteten -

 

C. : Denen wir die Pracht hier zu verdanken haben. - Solche Spieltische stehen übrigens in fast allen unseren Hotelzimmern, sie passen gut in Nischen, und man kann perfekt eine Flasche Wasser mit zwei Gläsern darauf stellen, unsere Willkommenskarte, den nicht allzu großen, gern weiß umrandeten Fernseher. Ist ein Schriftsteller zu Gast, kann er die Tischplatte aufklappen und hat Platz zum schreiben.

 

A. Wie gut, dass Sie die Oberfläche mit diesem schönen Tischläufer schützen, auch so eine wunderbare Arbeit -, lauter einzelne Blüten und Blätter, Rosen, jede einzelne mit so feiner Stickerei umrandet und aneinander gesetzt und verknüpft -

 

C. : Richelieu. Meine Lieblingsstickerei. Nach Kardinal Richelieu, erster Minister am Hof Ludwig des XIV., Feind der Musketiere, der mit Vorliebe Spitzenmanschetten- und Kragen trug, er soll Stickereien über alles geliebt haben -

 

 B. : - und sicher auch die jungen Mädchen und Frauen, die sie auf den Schlössern und in den Spinnstuben und allen möglichen Werkstätten angefertigt haben - 

 

C. : Ich denke immer, dass es ein Leben gedauert haben muss, so etwas in Handarbeit herzustellen, hier an den Stichen und auf der Rückseite sehen Sie, vor allem auch daran, wie die Fäden verstochen sind, dass es keine Maschinenarbeit ist. Lilien, Kamelien, alle möglichen Blüten und die dazugehörigen Blätter, kunstvoll in den Stoff  hineingeschnitten, mit enger Weißstickerei umrandet und mit diesen ganz schmalen, fast unsichtbaren Stegen miteinander verbunden, sodass es wirkt, als würden die Blüten schweben -

 

A. : Und so perfekt gestärkt und gebügelt -

 

C. : Wir legen für die Leute in der Wäscherei, wenn wir die Tischwäsche mitgeben, immer eine Schachtel Konfekt und einen Geldschein dazu, damit wir alles dann so zurück bekommen, auch die Damasttischdecken und Mundservietten. Damast, von Damaskus in Syrien, obwohl der Damast dort nicht erfunden wurde, sondern über die Seidenstraße aus China kam,  - aber in Damaskus war man von dem Material derart begeistert, dass man Wege für eine eigene Herstellung fand und damit handelte; es brauchte dafür besondere Webtechniken und mercerisierte Baumwolle, die durch ein besonderes Verfahren reißfest wird, glatt und vor allem glänzend -

Die Decken liegen dort gefaltet übereinander im Schrank, und wenn ich eine davon herausnehme und auflege, geht mir, wie sagt man, das Herz auf, auch aus Ehrfurcht vor der Mühe und Ausdauer, dem Geschick und der Phantasie, die darin stecken. Und auch, weil die Kollegen in der Wäscherei es immer wieder schaffen, diesen feinen Glanz aufzubügeln, der sie schimmern und strahlen lässt. Das machen natürlich Maschinen, aber die Stücke müssen sorgfältig eingelegt und wieder herausgenommen werden. Es kommt vor, dass ich eine von den Tischdecken ausbreite, es gibt ja solche feinen Arbeiten auch in groß, und zu einer von den Praktikantinnen sage: Schau mal, fühl mal, es gibt hier eine Ober- und eine Unterseite... Und: Weisst du, wieviel Arbeit darin steckt?

 

A. : Und woher bekommt man so etwas schönes?

 

C. : Sie können solche Arbeiten im Internet kaufen, und in Spezialgeschäften für exclusive Tischwäsche, vielleicht in dem Wäschegeschäft Gunkel in der Josefstadt in Wien, für viel Geld. Aber stellen Sie sich vor, in Schweden, Südschweden, Schonen, wo wir viele Jahre gelebt haben, vor allem die Sommer über, gibt es eine Tradition: Einmal im Jahr stellen in den Ortschaften alle das, was sie nicht mehr brauchen, vor die Tür, und der jeweilige Sportverein holt es ab, sortiert, baut es auf langen Tischen oder auch einfach auf dem Rasen auf dem Sportplatz auf, wo es die Mitglieder des Vereins oder auch andere Freiwillige zu günstigen Preisen verkaufen. Mit dem Erlös, der am Ende wegen der Menge der Sachen doch beträchtlich ist, finanzieren sie neue  Basketballkörbe und Volleyballnetze, Fußbälle, alle möglichen Sportgeräte oder eine Vereins-Reise. Also. Sonne, blauer Himmel, Wind vom Meer, Österlen ist eine Halbinsel, an drei Seiten von der Ostsee umgeben, und man läuft über den Rasen, rundherum Felder, Wiesen, von einem Tisch zum anderen und findet zwischen allem Möglichen solche Arbeiten.

 

A. : Ach -


C. : Geschirr, Glas, Abrißgläser mit Linsenschliff, vergoldete Bilderrahmen, echte Berliner Leisten, ein Litho von Picasso, signiert, ein Gemälde von Sacre Coeur, mindestens von Utrillo, die Schweden sind ja reisefreudig, und irgendwann landet das, was sie überall in der Welt teuer erstanden haben, auf diesen Märkten. - Jahrelang haben wir hier im Hotel die Teetassen von Rörstrand von den Flohmärkten dort benutzt, auf schwedisch Loppis, von Loppmarknad.

Was mit Textilien zu tun hat, wird für den Fall, dass es regnet, im Vereinshaus auf großen Tischen ausgeschüttet, Kleider, Sofadecken, Gardinen, alles mögliche, man zahlt einen Kilopreis, oder es werden Müllsäcke ausgeteilt,  riesig, das Stück für 50 Kronen, also fünf Euro, früher Mark, die sich jeder füllen kann, womit er will, und die feinen Weissstickerei- , und Richelieuarbeiten kann man überall herausziehen, man muss nur ein bisschen suchen; - also in jedem Antiquitätenladen in Berlin kostet eine Mundserviette schon mehr als dort, hüfthoch, der prall gefüllte Sack  -

 

A. : Eine Art Rausch -

 

C. : Ein Rausch war es auch immer, wenn die Funde zuhause auf dem Küchentisch ausgepackt und bestaunt wurden und dann später alles gewaschen, gestärkt und gebügelt war und erst recht etwas hermachte -

 

A. : Das Schöne an diesem wie Sie sagen Richelieu ist, dass es die Tischplatte nicht ganz bedeckt, das Holz kommt durch die durchbrochene Arbeit trotzdem, oder beinahe noch schöner zur Geltung, und doch ist es ein Schutz -

 

B. :  - für die Schellackschicht. - Ein Naturharz, damit kenne ich mich aus, er muss in dünnen Schichten mit einem Polierballen viele Male aufgetragen werden. Mühsam, man muss das können, kein Staubkorn darf auf die Politur fallen. Vor der Erfindung des Schellacks hat man mit Wachs gearbeitet, immer neuen, hauchdünnen Schichten, aber der Glanz durch den Lack ist natürlich ein ganz anderer.

 

B. : Birke, Buche, Esche, Mahagoni, Nussbaum -

 

C. : Kirsche, Pflaume, Birne... Obsthölzer wurden gern im Biedermeier verwendet.

 

A. : Ich muss es noch einmal sagen, - die leuchtenden, regelrecht strahlenden Holztöne in dem ganzen Raum -

 

C. : Ein Stammgast, Herr Reichardt, der jedes Mal in Zimmer 7 wohnt, wo es auch viel Biedermeier gibt, und der hier immer ins schwärmen gerät, er ist in Friedenau aufgewachsen, nennt es: Eine Sinfonie von Holztönen -

 

A. :  -  die das Licht, oder wie jetzt die Sonne zum Erklingen bringt... -

 

C. : mit den Ebonisierungen, Intarsien, Applikationen... , die sich hindurchziehen wie Themen, Motive -

 

A. :  - und immer wieder kehren und variiert werden -



C. : Vielleicht-.  Aber schauen Sie mal, die Lehne von diesem Sofa: Genau in der Mitte sind die beiden Teile ein und desselben Furniers, das man wiederum in der Mitte zerschnitten hat, spiegelgleich aneinander gesetzt, sodass, wie aufgeklappt, etwas wie das Innere des Baumes sichtbar wird. Sein Wesen, sein Herz, seine Seele - 

 

B. : Wie ein Gemälde.

 

A. : Man könnte fast ein Gesicht erkennen? Flammen, ein Fabelwesen -

 

B. : Das Furnier wird im Radialschnitt, also längs zu den Jahresringen, geschnitten, und sehr dünn, was viel Geschick und Können erfordert, je näher an der Wurzel, umso kräftiger, dynamischer ist die Maserung.

 

C. : Da spricht der Fachmann -

 

B. : Birke, geflammt -

 

C. : Ich mag Birken mit den weissen Stämmen und so zart grünen und im Herbst goldenen Blättern.  Birkenwäldchen, war das mal ein Film von Andrzej Wajda? Eine Birke im Spätherbst bei Sonne, blauem Himmel, - etwas davon ist eingefangen in diesem Furnier. Und irgendwie ist es, als ob das Holz, oder der frühere Baum, jetzt immer noch etwas erzählt, - Bäume können ja zwei-, dreihundert, Jahre alt werden -

 

B. : Eichen und Eiben bis zu tausend -  

 

C. : Auf einer Lichtung oder tief drin in einem Wald mit lauter anderen Bäumen rundherum, immer wieder ein Sonnenaufgang. Frühling, Sommer, Herbst, Winter -

 

A. : Sturm, Regen, Frost, Schnee auf den Ästen und Zweigen, immer mit einem anderen Himmel darüber. Vögel in den Kronen, Insekten, alle möglichen Tiere, jedes Jahr ein neuer Jahresring, neue Blätter, neues Laub -

 

B. : Und dann eines Tages wird er gefällt und zu Holz verarbeitet -  

                     

C. : aber hier in dem Furnier lebt er weiter, ist etwas von seinem Inneren bewahrt, - als wäre seinem Leben, seiner Existenz damit ein Denkmal gesetzt, - und wir können noch lange damit leben -.   Das Kirschholzfurnier von dem Sofa hier in der Bücherecke hat einmal Kirschen getragen -

 

A. : und erstmal Kirschblüten - . Im Garten meiner Eltern in meiner Kindheit gab es lauter Obstbäume, Äpfel, Pflaumen, Kirschen, alle blühen anders -

 

C. : Bei uns war der Garten voller Birnen, und meine Mutter sagte dann immer: Der Garten blüht wieder so schön.  Hier, Sie können sie von hier aus sehen, haben wir eine kleine Felsenbirne, neu gepflanzt, der Goldregen, der dort früher stand, fiel irgendwann um, und wenn sie blüht, muss ich es immer fotografieren: lauter Sträuße von winzigen Blüten, mehr zart geht nicht -. Die Quittenblüten sind übrigens ganz anders: Jede einzelne ist eine Schale, in der sich das Regenwasser und der Tau sammeln.

 

A. : Es soll jetzt ein Buch über Bäume geben, ihr Wesen, also dass auch Bäume eine Sensibilität, ein Gefühl und sogar eine Sprache besitzen, durch die sie miteinander kommunizieren -

 

B. : Das geheime Leben der Bäume. Oder Wie Pflanzen fühlen...

 

C. : Das will ich lesen. - Aber schauen Sie mal, die ansonsten völlig schmucklose, sehr einfache Form dieser Lehne -

 

B. : Stimmt -

 

C. : Biedermeier. Die Erfindung der Einfachheit. -

Der Titel des Katalogs, er steht im  Regal vorn in der Rezeption, zu der großen Biedermeier Ausstellung 2010 im Deutschen Historischen Museum Unter den Linden. Die vorher in der Albertina in Wien und im Milwaukee Art Museum zu sehen war.  -

Sehen Sie, diese wundervollen Abbildungen -. Der Katalog vertritt die These, dass das Biedermeier mit seinen klaren Formen und seinem konsequenten und bewussten Verzicht auf Protz und Prunk bereits den Weg für das Bauhaus ebnete, es in gewisser Weise vorweg nahm. Ich muss Ihnen das zeigen, es gibt perfekte Abbildungen -,  hier  -

 

A. : Sie haben Recht, sehr klar -

 

C. : Hier hab ich etwas angestrichen,-  aber ich will nicht Ihre Zeit -

 

A. : Nein nein, lesen Sie vor -

 

C. :  In der Verbindung des Nützlichen mit dem Schönen liegt der Schlüssel zu dieser trotz ihrer Empfindsamkeit so praktischen, materialistischen Welt. Es ist eine Empfindsamkeit, die wie eingefroren erscheint in den glänzenden Oberflächen der Möbel. Die die Wachspolitur seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ablösende Schellackpolitur unterstützt mit ihrer visuell harten, glasigen Schicht die Entfremdung zwischen Betrachter und Material. Gewachsene, natürliche Formen, wie sie die Holzmaserung darstellt, werden auf diese Weise, indem sie ihre Natürlichkeit abstreifen, zu einer abstrakten Idee von Natur und damit zu einem Kunstwerk an sich -

 

B. : Wow -

 

C. : Unsere Praktikanten, die von solchen Dingen nie was gehört haben und hier bei uns einen oder auch zwei Monate lang in diesen Möbeln leben, müssen sich den Katalog anschauen, Pflichtlektüre, und den einen oder anderen Artikel mit Hilfe ihrer Handys übersetzen - 

 

A. : Wie alt sind die Möbel?

 

C. : 1815 bis1860, - in etwa die Epoche des Biedermeier. Es kam dann, ab 1910, noch einmal in Mode, nach der Gründerzeit und dem Jugendstil, man spricht von erstem und zweitem Biedermeier, hier, schauen Sie, an der linken oberen Schublade der Kommode ist die Jahreszahl eingraviert -



B. : 1851. Donnerwetter, 170 Jahre -

 

A. : Und wie kunstvoll. Mit so schöner Schrift -

 

B. : Fraktura, eingebrannt, geschwärzt. Und rechts davon, als Monogramm, drei Buchstaben: 

CMD -

 

A. : Die Initialen des Besitzers.

 

C. : Die der jungen Dame vielleicht, die das Kleinod als Mitgift zu ihrer Hochzeit bekam, samt Linnen und Silberbesteck. - Oder die Anfangsbuchstaben der beiden Vornamen und des gemeinsamen Nachnamens des Paares, welches sich das Schmuckstück im besten Handwerksbetrieb am Platz für sein neues Heim bestellte - 

 

A. : Oder es haben sich drei Schwestern, die vor 170 Jahren unverheiratet miteinander lebten, hier als Besitzerinnen verewigen lassen -

 

C. : An dem M und dem D, jeweils an ihrem linken äußeren Rand, - sieht es nicht aus, als ob die Buchstaben kleine Flügel, oder Bänder hätten, die sie vorantreiben, - oder auf jeden Fall aber irgendwie schmücken sollen, wie bei einem Festzug -

 

A. : Bei dem D, in seinem Inneren mit zarten Längsstrichen wie Saiten verziert, könnte man an eine Harfe denken. Und zwischen jedem Buchstaben die beiden Punkte, jeweils übereinander -



B. : Auf jeden Fall ein Meister- , oder mindestens ein Gesellenstück -

 

C. : Hier im Katalog hier gibt es auch einen Beitrag über die Tischlereiausbildung in der Biedermeier-Zeit: die mindestens drei Jahre dauerte, danach folgte  die Ausbildung zum Gesellen bei unterschiedlichen Handwerksmeistern, die berühmten Wanderjahre. Zu den Hochburgen der Möbelherstellung im Biedermeier gehörten Wien und Kopenhagen. Zu jedem Meister- und Gesellenstück wurde ein zeichnerischer Entwurf vorgelegt; Zeichenunterricht für Tischler wurde in allen größeren Städten angeboten, vor allem natürlich in Wien, wo die Vorlagen für viele berühmte Möbelstücke entstanden, - die dann später auch industriell hergestellt wurden.

 

A. : Ich denke da immer auch an die Liederzyklen von Schubert, die Lieder eines fahrenden Gesellen, Die schöne Müllerin.

 

C. : Sie sprechen mir aus der Seele.  - Das Wandern … war sicher auch des Tischler- und Schreinergesellen Lust..., und  … die Mühlen am rauschenden Bach trieben auch die Räder der Sägemühlen an,  - und die Fenster der schönen Töchter des Meisters blinkten blank über den Räumen der Tischlerwerkstätten. - Ich hab diese Lieder hundertmal gehört.

Eine Mühle seh ich blinken, aus den Erlen heraus...

bis zu : Und der Meister sprach zu allen: Euer Werk hat mir gefallen...

Und mir läuft es dabei immer eiskalt über den Rücken vor Glück, mehr Poesie geht nicht -

 

A. : Vielleicht liegt es auch an unserer Herkunft, ich stamme selbst auch aus einem Handwerkerbetrieb -

 

C. : Ich übrigens auch -. Gerade hab ich etwas gelesen, 1815 gab es im Pazifik einen Vulkanausbruch, ein Vulkan namens Tambor, -  weltweit die größte Eruption seit dem Ausbruch des Lake Taupo,  vor mehr als 20.000 Jahren. Der Vulkanstaub verbreitete sich auch über Europa und führte 1816 zu einem Jahr ohne Sommer und auch danach noch zu einer vulkanisch bedingten Klimaabkühlung über zwei Jahrzehnte, und dabei zu merklichen Veränderungen im Tageslicht. Besonders ausgeprägt soll dies abends und morgens gewesen sein, aufgrund der dann verstärkten Streuung oder Haftung des Sonnenlichts an den vulkanischen Staubteilchen und Gasen in der Atmosphäre. Also, die biedermeierlichen Sonnenuntergänge in Europa waren von nie dagewesener Pracht , in allen Schattierungen von Rot, Orange, Violett, auch Blau- und Grüntönen; die Stimmungen auf den Bildern beispielsweise von William Turner sollen davon geprägt sein -

 

A. : Dann haben die Handwerksburschen auf ihren Wanderschaften morgens und nach Feierabend  diese besonderen Himmel gesehen -

C. : … In ein freundliches Städtchen tret ich ein, In den Strassen liegt roter Abendschein...  Eduard Mörike, Auf einer Wanderung

B. : Zurück zur Kommode, die Einkerbungen hier, sind das die Spuren vom Besteck-Einräumen?

 

C. : Da hat sich Hotelalltag verewigt, - mein Gott, ausgerechnet auf der Ebonisierung. Das untere Schubfach lassen wir immer leicht offen stehen, weil man es sonst schwer wieder auf bekommt -

 

B. : Hier sehen Sie, wie kunstvoll die Bretter miteinander verzapft sind. Nägel und Schrauben, woher? Fingerverzinkung  -

 

C. : Wieder der Fachmann -

 

B. : Wir sind beide Lehrer, meine Frau vertritt eher den musischen Bereich. Tischlerei hat mich immer interessiert, etwas herstellen, mit den Händen, handwerkliches Können. Der Leim, der eineinhalb Jahrhunderte alt ist, sehen Sie, hält ewig -. Und die Verzapfungen, Gabelzapfen, Schwalbzapfen, Rundzapfen; die Zapflöcher sind aufs Akkurateste ausgestemmt, also vor allem auch die Dachstühle der Kirchen im Mittelalter sind eine Meisterleistung.

 

C. : Die Kommode ist hier das Herzstück, der Mittelpunkt des Raumes, obwohl sie am Rand steht. Sie leistet viel für ihre alten Tage, Sie sehen ja, sämtliche Frühstücksteller, Gläser, die Kaffeekannen, Wasser- und Saftkaraffen, alles hat Platz; in den beiden kleinen Schubfächern hier oben liegt das Silberbesteck, links die großen und kleinen Löffel und die Kuchengabeln, rechts Messer und Gabeln, dahinter die Tortenheber- , darunter in den drei großen Schubladen ist Platz für Tischdecken, Servietten, Kerzen, Kerzenständer, CDs, alles mögliche. Als wir sie damals gekauft haben, wusste ich schon, wie gut sie an den Platz passt, und wie wir alles einrichten -. Und schön ist sie allemal: Ebonisierte Halblsäulen, ein bisschen Antike ist im Biedermeier oft dabei, auf Stempelfüßen, ebenfalls ebonisiert, wie die Leiste  hier oben-  

 

B. : Ebenholz, ein Sammelbegriff für exotische dunkle, harte Holzarten, meist aus Südamerika. Sie haben Recht, in der Möbelbranche wurde es vor allem in der Biedermeierzeit verwendet, aber es musste importiert werden und war daher schon immer sehr teuer. Deshalb hat man Zierelemente wie Sie sagen  ebonisiert, das heisst, man hat andere Hölzer, zum Beispiel Korkeiche, schwarz eingefärbt und somit das Ebenholz imitiert. Schön hier vor allem im Zusammenspiel mit solchen Verblendungen aus Elfenbein -

 

C. : Ebony and Ivory...

 

A. : ... live together in perfect harmony Side by side on my Piano keyboard... 

why don't we?

 

B. : Die Beatles -

 

A. : Es gibt eine Aufnahme, Mc Cartney, Stevie Wonder. Stevie ist Ebony, und Paul Ivory, sehr anrührend, an einer Stelle auf dem Video laufen, tanzen sie auf den schwarz-weissen Klaviertasten und geben sich gegenseitig das Mikro in die Hand...

 

C. : In Zimmer drei, wo immer die Literatur-Nobelpreisträgerin Svetlana Alexijewitsch wohnt, oft über mehrere Wochen, hängt über dem Spieltisch dort ein vergoldeter Spiegel, der auf den ersten Blick aussieht, als wäre er mit insgesamt fünf pflaumengroßen Edelsteinen aus schwarzem Onyx besetzt, aber es sind halbrunde, ebonisierte Elemente aus Holz. Um noch altes Spiegelglas herum. Der Spiegel wirkt sehr kostbar durch diese Idee, kostbarer, eigenwilliger oder eben auch origineller, als es möglicherweise durch echte Edelsteine der Fall wäre -

 

B. : Es gibt da wunderbare Effekte, wir haben auch einen Biedermeiersekretär zuhause mit aufklappbarer Tischplatte, unzähligen Schubfächern und überall schwarzen Intarsien und Elfenbeinknöpfen -

 

C. : Ich verrate Ihnen mal was. Wir haben damals gezögert, ob wir die Kommode kaufen sollten, obwohl sie für das, was sie hermachte, vom Preis her geschenkt war. Sehen Sie hier -

 

B. : Holzwürmer -, aber nicht frisch, ich glaube, die haben sich zurückgezogen -

 

C. : und ein mysteriöses Relief hinterlassen, eine wahre Landschaft - , jemand sagte mir damals, die Holzwürmer würden verschwinden, sobald die Kommode in einen hellen, beheizten Raum käme.

 

B. : Hat funktioniert -

 

C. : bis auf - . Manchmal, wenn ich morgens komme, ist auch jetzt noch eine eher winzige Spur von sehr feinem Holzstaub zu sehn, ganz wenig, aber immerhin, sehen Sie mal hier, also man muss schon genau hinschauen -

 

B. : Tatsächlich. - Es gibt Mittel, ich erkundige mich.

 

C. : Ich habe eine Theorie. Abgestellt in feuchten Schuppen, dunklen Kellern müssen sich die Holzwürmer vor Langeweile von früh bis spät durch die Stühle und Tische und Schränke fressen, damit sie etwas zu tun haben; bei Möbeln, die stark befallen sind, kann man das Geräusch regelrecht hören, ich habe es in einer Scheune in Schweden wirklich gehört. Aber hier, wo es warm und den ganzen Tag etwas los ist und sie von früh bis spät jemanden reden oder sogar Klavier spielen hören, nehmen sie Anteil und sind aufmerksam und mucksmäuschenstill und verfolgen das Geschehen -

 

A. : Ach -

 

C. : Nur nachts, wenn es dunkel ist und nichts passiert, sind sie ab und zu noch in Aktion und vertilgen - also produzieren diese hauchdünne Schicht -

 

B. : Tatsächlich. Hier -

 

C. :  - wie um zu sagen, wir sind auch noch da. - Im Tschechischen gibt es ein Kinderbuch, in dem der beste Freund des Helden ein Holzwurm ist. Er heißt Pytlik und hat seine Kindheit als Larve in der Holztäfelung eines Kinos in Prag verbracht - , und während seiner Entwicklung zum Holzwurm sieht er viele Filme und eignet sich einen großen Wissensschatz an. Und obwohl er selbst kein Handwerk gelernt hat, wird er zum Berater des Helden, und - wegen seines langen Lebens - zum Zeugen des Jahrhunderts -

 

A. : Ferdinand, die Ameise, das Buch kenne ich, ich wusste nicht, dass es in einem Kino in Prag spielt -

 

C. : Es ist ganz berühmt, der Autor heißt Ondrej Sekora, und das Kino in Prag, - das müsste man mal rauskriegen -

 

B. : Spaß beiseite. Außer den Holzwürmern liegt hier ja noch einiges im Argen. Die Verblendungen mit dem schönen Wellenrand aus Elfenbein über den Schlüssellöchern könnte man mal restaurieren lassen - 

 

C. : Stimmt. Aber die Tatsache, dass sie zerbrochen sind, hat auch was. Sieht das hier nicht aus wie ein Fisch, -  der in zwei Teile zerfallen ist, und der eine Teil kann den anderen nicht einholen und  schwimmt immer hiner ihm her -

 

A. : Und der Nagel hier von der Verblendung, also der Kopf davon, ist das Auge vom Fisch, an dem er schaukelt. Und hier auf der anderen Seite:  zwei Hügel -

 

C. : Dass alles nicht mehr perfekt ist und Patina angesetzt hat, besitzt auch Charme. Die Metarmophosen der Schlossverblendungen der Biedermeierkommoden...

Und wie sagen wir immer? Biedermeiermöbel altern mit Würde -

 

A. : Die Vitrinen sind ja beide intakt -

 

C. : Die schwarzen Streifen, die sich hier rundherum ziehen, nennt man Fadenintarsien.

 

B. : Das Intarsienwunder; man fragt sich, wie haben sie diese feinen Fäden dort hinein bekommen -

 

A. : Sie haben schönes Porzellan -

 

 C. : Ja, ein bisschen Meissen, KPM, Rörstrand aus Schweden, auch Herend, ein feines Porzellan aus Ungarn. - Und das berühmte Mövengeschirr von Bing &Gröndahl, ehemals Royal Copenhagen, aus Dänemark, sehen Sie mal, überall fliegen da Möven vor blauem Himmel, genau gesagt fliegen sie von einem dunklen in den helleren Himmel, mit Gold an den Flügeln, Füßen und Schnäbeln, rundherum der kunstvolle Waffelrand. Wenn es hier an den Wochenenden voll ist und das andere Geschirr nicht reicht, sagen wir immer: Jetzt fliegen die Möwen. -  Und bei uns muss ja alles einen Goldrand besitzen, als Eintrittsbillet, sonst gibt’s keinen Zutritt. Unser Markenzeichen.

 

A. : Sie waschen das alles mit der Hand?

 

C. : Anders könnten wir das schöne Gold nicht erhalten. - Aber das muss ich Ihnen zeigen, in der Vitrine hier drüben. Zwölf cremekoppar von Royal Copenhagen, -  in denen man zum Nachtisch eine warme Obstcreme servierte, jede mit einem Deckel, damit alles schön warm blieb. Und weil es bei den Dänen vorher schon so viele Gänge gab, dass in Wirklichkeit niemand mehr etwas essen konnte, sind sie so klein. Handbemalt, in Unterglasur, schauen Sie mal, der Glanz, das Motiv der blauen Blume immer und immer wieder variiert, nicht mal von den Blüten hier auf den Unterseiten der Teller gleicht irgendeine der anderen. Jedes Stück besitzt an der Unterseite die Signatur des Porzellanmalers, und in blau die drei Wellenlinien übereinander, Kopenhagen liegt am Meer, und die Zahlen, Zeichen hier, an denen man das Alter bestimmen kann. - Ich schau mir die kleinen Tassen manchmal an, und zeige ich sie jemandem, also es gibt hier ja in Wirklichkeit nie Zeit, aber irgendwie stockt mir der Atem, wenn ich so etwas schönes sehe und es macht es mich ganz glücklich. Was aber schön ist, selig ist es in sich selbst? Mörike -

 

A. : Die Tür knarrt nicht schlecht, sie ist auch nicht mehr die jüngste -

 

B. : Sie müsste vielleicht -

 

C. : Ein Tropfen Öl wirkt Wunder, - aber sehen wir es mal als Alterserscheinung. -  Der Dichter Eduard Mörike, er lebte genau in der Biedermeierzeit, hat einmal in einem Gedicht das Knarren einer alten Gartenpforte beschrieben,-  als ob es Musik, eine Melodie wäre, die ihn an alles Mögliche erinnerte -

 

A. : Mörike, Er ist`s...  Sein glaub ich bekanntestes Gedicht -

 

C. : Ich glaube auch. Also , - er geht sogar so weit, dass er schreibt, dass das Geräusch, also das Knarren der alten Gartentür ihn an den Beginn einer Arie von Mozart erinnert, aus der Oper Titus, La Clemenza di Tito, - nicht so bekannt wie Die Zauberflöte. Er schreibt unter die Überschrift des Gedichts sogar die entsprechende Notenzeile, mit dem Text Ach nur einmal noch im Leben!

Warten Sie, wir haben hier ja sämtliche Mörikegedichte, glauben Sie, Sie haben so viel Zeit, irgendwie muss ich Ihnen das vorlesen, - mehr Biedermeier geht nicht...  -

 

B. : Schießen Sie los -

 

C. : In der ersten Strophe steht, wie es immer klang, wenn der Wind durch eine alte Harfe fuhr, und wie die Fahne auf dem Kirchturm in Cleversulzbach, wo Mörike eine Pfarrstelle hatte, stöhnte, wenn Sturm war - . Soll ich  -  ?

 

A. : Wir sind ganz Ohr -

 

C. : In meinem Garten aber (hieß' er nur noch mein!)

Ging so ein Hinterpförtchen frei ins Feld hinaus,

Abseits vom Dorf. Wie manches liebe Mal stieß ich

Den Riegel auf an der geschwärzten Gattertür

Und bog das überhängende Gesträuch zurück,

Indem sie sich auf rostgen Angeln schwer gedreht! –

Die Tür nun, musikalisch mannigfach begabt,

Für ihre Jahre noch ein ganz annehmlicher

Sopran (wenn sie nicht eben wetterlaunisch war),

Verriet mir eines Tages – plötzlich, wie es schien,

Erweckt aus einer lieblichen Erinnerung –

Ein schöneres Empfinden, höhere Fähigkeit.

 

A. : Weiter -

 

C. : Ich öffne sie gewohnter Weise, da beginnt

Sie zärtlich eine Arie, die mein Ohr sogleich

Bekannt ansprach. Wie? rief ich staunend: träum ich denn?

War das nicht »Ach nur einmal noch im Leben« ganz?

Aus Titus, wenn mir recht ist? – Alsbald ließ ich sie

Die Stelle wiederholen; und ich irrte nicht!

Denn langsamer, bestimmter, seelenvoller nun

Da capo sang die Alte: »Ach nur einmal noch!«

Die fünf, sechs ersten Noten nämlich, weiter kaum,

Hingegen war auch dieser Anfang tadellos.

 

B. : Lesen Sie. Jetzt wird’s sicher spannend -

 

C. : – Und was, frug ich nach einer kurzen Stille sie,

Was denn noch einmal? Sprich, woher, Elegische,

Hast du das Lied? Ging etwa denn zu deiner Zeit

(Die neunziger Jahre meint ich) hier ein schönes Kind,

Des Pfarrers Enkeltochter, sittsam aus und ein,

Und hörtest du sie durch das offne Fenster oft

Am grünlackierten, goldbeblümten Pantalon

Hellstimmig singen?

 

A. : Sehr poetisch!

 

C. : Gedenkst du auch der Hausfrau, die so reinlich stets

Den Garten hielt, gleich wie sie selber war, wann sie

Nach schwülem Tag am Abend ihren Kohl begoß,

Derweil der Pfarrherr ein paar Freunden aus der Stadt,

Die eben weggegangen, das Geleite gab;

Er hatte sie bewirtet in der Laube dort,

Ein lieber Mann, redseliger Weitschweifigkeit.

 

Jetzt der Schluss:

 

Vorbei ist nun das alles und kehrt nimmer so!

… Es kommt die Zeit, da werden wir auch ferne weg-

Gezogen sein, den Garten lassend und das Haus.

Dann wünschest du nächst jenen Alten uns zurück,

Und schmückt vielleicht ein treues Herz vom Dorf einmal,

Mein denkend und der Meinen, im Vorübergehn

Dein morsches Holz mit hellem Ackerblumenkranz.

 

A. : Wie schön. Nie gelesen, was für ein schönes Gedicht -

 

B. : Mehr romantisch geht nicht -

 

C. : Mehr Biedermeier geht nicht. - Aber jetzt hab ich Ihnen Ihre Zeit weggenommen.

 

B. : Im Gegenteil. Man wird ganz melancholisch -. Vielleicht schreiben Sie ja irgendwann mal was über das Knarren von den Schranktüren hier -

 

C. : Nein, das konnte nur Mörike. - Die ersten Jahre über gab es in unserem Schaukasten vorn an der Fregestraße immer einen Vers, Auszug aus einem Gedicht von Mörike, groß auf dem Foto von einem Hotelzimmer, - und ich hab mich immer gefreut, wenn die Leute stehenblieben und die Zeilen lasen, - weil Mörike ganz zu Unrecht viel zu wenig bekannt ist -

 

A. : Aber sagen Sie, Biedermeier -

 

C. : Grob gesagt war es die Epoche zwischen dem Ende der Kriege gegen Napoleon , - bis zur  bürgerlichen Revolution von 1848. Auf dem Wiener Kongreß, unter Fürst Metternich, 1814, wurde die politische Restauration besiegelt, also die alte monarchistische Ordnung von Bündnissen und Fürstentümern wieder hergestellt. Mit strengem Verbot aller freiheitlich- nationalistischen Aktivitäten. Es manifestierte sich ein System von Überwachung, eine Art Polizeistaat, auch durch die berüchtigten Karlsbader Beschlüsse. Verbot von Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit, -

 an den Universitäten wurden die Burschenschaften verboten, wer sich widersetzte, wurde verhaftet, Heine floh nach Paris, Büchner saß im Gefängnis. Aber wie alles immer zwei Seiten hat: Die Folge war ein Rückzug der Bürger ins Private; die Diskussionen, Gespräche, sicher auch politischen Treffen, fanden in den Wohnzimmern statt. Man kam auf die Idee, dass es andere Wege geben musste, um zu einer Gesellschaft von mündigen Bürgern zu gelangen, nämlich durch Bildung, ein Studium der Wissenschaften, einen andauernden Umgang mit Kunst. Von Goethe gab es die Empfehlung, statt auf die Barrikaden zu gehen, täglich im Homer zu lesen, Kunst anzusehen, Musik zu hören und sich im Alltag mit schönen Dingen, sprich auch schönen Biedermeiermöbeln, zu umgeben...

 

B. : Es war auch die Zeit der Entdeckungen, Eroberungen, der Vermessung der Welt - .

Alexander von Humboldt, Carl von Linné brachten von Forschungsexpeditionen Pflanzen, Insekten, Gesteinsproben mit -

 

C. : - die in den Biedermeier-Vitrinen aufbewahrt wurden -.  Adalbert Stifter schrieb ein Buch über Bunte Steine, und Novalis einen Roman über eine blaue Blume -

 

A. : Biedermeier-  

 

C. : - klingt erstmal spießig, kleinkariert. Was aber der Epoche nicht gerecht wird. Viktor Scheffel, Sie kennen ihn vielleicht aus dem Deutschunterricht, schrieb damals ein Gedicht Biedermeiers Abendgesang, eine Karikatur auf einen Bürger in Süddeutschland, der sich von der Politik weg ins Häuslich- Private, aber gesellige Leben zurückzieht;  er, Scheffel selbst, war deutsch-national und eher kämpferisch eingestellt -

 

A. :  - die Burschenschaften haben später seine Lieder gesungen.

 

C. : Gruselig! - Auf jeden Fall gab es in der Biedermeier-Literatur keine Verherrlichung von Aufständen und Revolutionen, kein heroisches Schlachtengetümmel und Fahnenklirren, keine Aufrufe zu Taten fürs Vaterland. Wie sogar zuweilen bei Hölderlin! Stattdessen Poesie des Alltags. Die Vergänglichkeit war ein großes Thema, - wofür beispielsweise Mörike den banalsten, flüchtigsten Begebenheiten ein Denkmal setzte. - Besinnlichkeit,  -  man verbrachte viel Zeit in gemütlichen Sitzecken, auf Sofas-

B. :  - weshalb auch so viele davon hergestellt wurden -

A. : - und sich jetzt hier ein Stelldichein geben und sicher viel aus ihrem Leben erzählen könnten -

C. : und auch neuerdings wieder einiges erleben.  - Hier vorn sitzen übrigens immer unsere Stammgäste, die gern über längere Zeit und immer wieder kommen, wie Frau Nicola, oder Frau Rieser, die gerade einen ganzen Monat bei uns wohnt - . Wenn Herr Reichardt, unser berühmtester Stammgast, nicht zum Frühstück seine Bücherecke bekommt, - ist der Tag für ihn verdorben.

A. : Kann ich mir vorstellen, dass er sich hier zuhause fühlt, unter einer Art Dach, einem kleinen Giebel -

 

C. : - einem Schinkeldach; Schinkel, der Biedermeier-Chef -

 

A. : - wirklich eine Behausung, mit Armstützen, Lehne, - und es passt perfekt in die Ecke. Mit Platz, neben sich ein paar Stapel Bücher abzulegen und das Buffet, also beide Buffets, und den Zeitungstisch gegenüber. Und das Bücherregal, oder sagen wir die Bibliothek linkerhand;  man muss nur nach oben greifen -

 

C. : Und hier - . Irgendwie ist das hier mein Lieblingssofa. Die Erfindung der Einfachheit -

 

A. : Schlicht, elegant, exclusiv -

 

C. : Oberstes Biedermeier- Prinzip!

 

A. : Der Stoff mit den pastellfarbenen Streifen wirkt sonnig und wird der Helligkeit des Holzes gerecht. - Wer hier sitzt, blickt leider nicht in den Garten, kann ihn aber dort im Spiegel gegenüber sehen.

 

C. : Und gern auch dabei Musik hören; hier hinter dem Vorhang befindet sich die Stereoanlage, leicht veraltet, aber die Boxen sind im Raum verteilt und machen immer noch was her -

 

A. : Da legen Sie sich Die schöne Müllerin ein?

 

C. : Mit Fritz Wunderlich, mein Favorit. Aber es gibt neue Aufnahmen, mit Konstantin Krimmel zum Beispiel, und einem jungen Mann aus Weimar, Daniel Heide, am Klavier. - Aber neuerdings legen wir auch wieder öfter das wohltemperierte Klavier oder die Goldberg-Variationen von Bach auf, gespielt von Pierre Laurent Aimard, der mehrmals über längere Zeit unser Stammgast war. Wir haben die CDs auch eingelegt, wenn er morgens zum Frühstück kam, und er sah immer bescheiden weg, wenn er sich selbst spielen hörte. Aber eine Musikerin, die auch oft bei uns wohnte und deren Mann ein bekannter Cellist ist, sagte,Mr. Aimard sei in den großen Konzertsälen der Welt zuhause. Und die Katze Mary hörte auch immer gern zu, sie liebt die Plätze hinter den Biedermeier-Sofas., vor allem dicht an der Heizung

 

A. : Wie gefällt Ihnen das Sofa hier am Klavier?

 

C. : Ländlich. Es hat vielleicht sein Leben in einem Bauernhaus in Südschweden zugebracht,  in der Küche -

 

A. : Sehr eigenwillig mit dieser Krone, die ein bisschen grob wirkt, aber anmutig, - es gleicht eher einer Art Sitzbank, in der man sich, wie dort vorn neben dem Bücherregal, aber irgendwie geborgen fühlt, und auch so schön an den Seiten anlehnen kann.

 

B. : Und hier, herrschaftlicher geht’s nicht. Da geht die Sonne auf! Was für ein Sofa!

 

C. : Unser Sonnensofa. Die Rückkehr der Amarna-Zeit, Sonnen überall, kunstvoll in das Holz hinein gearbeitet. Sie kehren auch auf den vier Stuhllehnen wieder, und  dem Tisch -

 

A. : Es ist so hell und groß, wie ein Schiff, und man hat hier ganz hinten, von wo man den ganzen Raum überblickt, den besten Platz. - Die Sitzfläche ist niedriger, als bei den anderen -

 

C. : -  deshalb haben wir es mit Kissen aufgepolstert. Normalerweise gehört dazu ein niedriger Salontisch; man saß darauf nicht beim Essen, sondern anschließend, beim Kaffee, Dessert, Likör, um zu rauchen, mit übergeschlagenen Beinen, ein Salonsofa. Sicher gab es zu der Gruppe auch das passende Eßsofa, - aber das war leider nicht im Angebot, also das konnten wir damals nicht bekommen. Na. Und hier haben wir ja  -  Ihr Sofa!

 

A. : Wo wir immer nicht mehr aufstehen wollen,-  ich freu mich schon wieder auf das Frühstück morgen. Es ist wirklich der beste Platz hier, mit dem Blick in den Garten, und man sitzt so gut darauf, also man versinkt nicht irgendwie in den Polstern, es hat die perfekte Sitzhöhe. Und diese beiden Sofas hier an dieser Wand sind sich ähnlich, beide mit typischem Biedermeier-Bezugsstoff -

 

C. : Moiré-Seide -. Nein, ich verrate Ihnen noch einen Fachbegriff, Taftjacquard, Streifendamast mit klassischem Streublumen-Design. Joseph Marie Jacquard , der 1805, in Frankreich natürlich, den ersten automatisierten Webstuhl kreierte, mit dem man vorgegebene Muster herstellen konnte,  mit Hilfe eines Lochkartensystems. Die preußischen Könige waren die besten Kunden; in den Schlössern hier sind ganze Wandfronten mit kostbarsten Stoffen bespannt. Moiré haben wir hier auf dem Sofa hier drüben, mit den mysteriösen Wellen wie unter Wasser -

 

A. :  Dass die Bezugsstoffe unterschiedlich sind, macht gerade etwas her, es wäre sonst langweilig. Also jede Sitzgruppe, es sind ja insgesamt sechs, ist den anderen ähnlich, und doch anders,  - wie auch die Tische, Stühle -

 

B. : -die Tische alle mit praktischen Mittelfüßen -

 

C. : Es kann jeweils eine größere Gruppe von Gästen daran sitzen, nirgends stört ein Stuhlbein. Und jeder Tisch, da haben Sie recht, ist eine Kreation für sich. Allein die Umrandungen der Tischplatten, hier ahmt das Holz den Faltenwurf von Stoff nach, hier ziert ein Perlenband den Rand, hier ein Akanthus- Relief. Und was die Gestaltung der Mittelfüße betrifft, kannte wie man sieht die Phantasie keine Grenzen; jeder Geselle konnte da sein Meisterstück machen.

 

A. : Wie bei den Stuhllehnen, ich hab da schon alles gesehn … es gibt da ja alles: Harfen, Schilfblätter, aufgefächerte Jacobsmuscheln - , und irgendwie bekommt das Biedermeier es hin, dass es trotzdem nicht unbeqem ist -

 

C. : Wir haben hier vorwiegend die Lehnen mit den breit auseinander gezogenen und an den Seiten überlappenden Herzen, - die berühmten Schaufelstühle, sie stehen für frühes Biedermeier. An den Armlehnstühlen gibt es zur Zierde handgeschnitzte Kugeln jeweils über den Vorderbeinen, andersfarbig, ebonisiert natürlich, die schon auch mal verschwinden, wieder auftauchen und neu angeleimt werden müssen. Aber ansonsten müssen wir hier selten etwas leiden, die Stühle sind unglaublich haltbar. Hier stehen unsere Seeschnecken-Stühle -

 

B. :  - eine Hommage an den Artenreichtum, den man damals entdeckte. Alexander von Humboldt , Carl von Linné brachten Abbildungen aus Übersee mit, die  als Vorlagen in die Wiener Möbelwerkstätten wanderten -

 

C. :  und ein Liebhaber der Meere bestellte sich eine Serie davon.

 

B. : Eine solche Arbeit könnte man heute nicht mehr bezahlen. Und auch gar nicht anfertigen.

 

C. : Die  mit Abstand schönste Biedermeier-Sitzgruppe steht in Zimmer 17, es gibt dort in der Mitte der Rückenlehne des Sofas eine Intarsienarbeit von einer Schleife mit wehenden Bändern,- als wäre im Moment der Wind hinein gefahren. Helle Birke auf Mahagoni, mit feinsten Ebonisierungen und Perlmutteinschlüssen, man kann mit dem Finger darüber fahren und spürt nicht die geringste Unebenheit. Ich stelle mir immer vor, dass ein Liebespaar dort sitzt und sich bei den Händen hält, mit dieser Schleife im Rücken...



B. : Biedermeier.

 

C. : In dem Ort Tomelilla, in Schonen, Südschweden, stand es bei der Auktion auf einer Art Empore, mit allem anderen, das versteigert werden sollten, und ich stellte mir vor, wie es in dem Zimmer hier, das zu der Zeit noch völlig leer war, aussehen würde. Als es aufgerufen wurde, die Möbel kamen immer zum Schluss, vorher Geschirr, Glas, Silber, Bilder.., konnte ich nicht glauben, dass es, die ganze Sitzgruppe mit dem dazugehörigen Tisch, zwei Armsesseln, vier Stühlen, umgerechnet nur so viel kosten sollte, wie eine Küchenbank bei IKEA. Ich hob die Hand, um bei dem Preis mit zu bieten, und im selben Moment hörte ich den Gong, es wurde damals tatsächlich noch mit einem Trommelstab auf ein Messingblech geschlagen, und hatte alles ersteigert. Es gab niemanden sonst, der es wollte, die Häuser, Wohnungen in Schweden sind eben auch klein, und man musste schon gerade ein Hotel eröffnet haben - , um so etwas stellen zu können. Die Auktion zog sich hin, es fuhr kein Bus mehr und niemand von denen, die mit Autos da waren, wollten in meine Richtung, also bin ich die acht oder neun Kilometer zurück zu Fuß gegangen, es war Winter, Schnee an den Strassenrändern, aber ich war so beschwingt von meiner Eroberung -

 

B. : Stammen die Möbel alle von Auktionen?


C. : Später wurde ich zur Spezialistin und wusste, wann und wo die besten Versteigerungen stattfanden, - jedesmal ein Abenteuer.


A. : Ach -


C. : Man betrat in einem Industriegebiet von Lund oder Landskrona oder Helsingborg, im Süden von Schweden, eine Lagerhalle, in der es wie in einem Schloss, einem Festsaal aussah. Überall hingen Kronleuchter, riesig, aus Kirchen, Grandhotels, Herrenhäusern von der Decke, an den Wänden venezianische Spiegel, durch die man alles doppelt und dreifach sah, Gemälde in allen Größen in Goldstuckrahmen, mit Blattgold belegt, die im Louvre oder im Kunsthistorischen Museum in Wien hängen konnten, - zumindest was die Rahmen betraf. Landschaften, Schiffe, Blumen, alles voller Bilder, Farben, man fragte sich, woher sie alle kamen -


B. : Es gab ja in Schweden seit 200 Jahren keinen Krieg -


C. : Sie sagen es. Regale voll mit kostbarstem Geschirr, Eßservices von Meissen für 36 Personen, vollständig erhalten, mit sämtlichen Schüsseln, Saucieren, Vorlegeplatten, an den Schwertern konnte man das Alter bestimmen. Im Vorbeigehen nur, heimlich, einen Teller umdrehen: Gekreuzt, ohne Stern darunter: nach 1815, gekreuzt mit einem Punkt oben zwischen den geöffneten Klingen: nach 1925..   Kaffee- ,Tee- Mokkaservices, ebenfalls Meissen, in hellgrün, rosé, jedes einzelne ein Vermögen wert. Geschliffene Gläser, 6 oder 8 verschiedene Sorten gehörten zu einem Set, also Wein-, Saft-, Likör-, Sekt-, Aperitivgläser ..., und auch das wiederum für 12 oder 24 Personen, man konnte sich vorstellen, was sie auf einer Hochzeitstafel hermachen würden. In der Mitte, überall, war alles zum Bersten vollgestellt mit Vitrinen, Nähtischen mit Lyra-Füßen, Beistelltischen, Schminktischen aller couleur, Bauernschränken, Nachttischen mit Marmorplatten, Schreibsekretären mit Geheimfächern, und in jedem Schubfach mit Elfenbeingriff lagen ein Ring, eine Perlenkette, Spielkarten, Fotos mit weiss gezackten Rändern, ein Brief von 1870..., was einem, falls man den Sekretär ersteigerte, ebenfalls gehörte.


A. : Wie wunderbar -


C. : Auf Tischen, die so groß waren, dass sie ihr Leben in Schlössern verbracht haben mussten, Stapel von Miniaturen aus Elfenbein, chinesische Teller aus der Ming-oder Qing oder sonst einer Dynastie mit Bemalungen, über deren Bedeutung und Geheimnis sicher Kunstbände existierten und von so außergewöhnlicher Größe, dass man sich fragte, wie man sie zu jener Zeit herstellen konnte. Orientalische Teppiche, aufgetürmt, man konnte sie einen nach dem anderen umschlagen und bei denen aus Seide in besonders hellen Pastelltönen, die bei wechselndem Lichteinfall changierten, verweilen und sagen: Unfassbar schön... Truhen, hundert oder fünfhundert Jahre alt mit Bemalungen und Beschlägen, voll mit in Seidenbändern verschnürten Damastservietten mit Monogrammstickerei, jeweils zwölf oder sechs Stück, Richelieudecken, in Seidenpapier gewickelten Silberlöffeln, einem Fischbesteck aus Silber und Elfenbein für zwölf Personen, dazwischen das Foto einer Gesellschaft in festlichen Kleidern in einem mit Gold verzierten Ebenholzrahmen, Seidentücher von Hermes, eine Unterarmtasche, Schlange, Krokodil, hell, mit Saffianleder gefüttert und im Seitenfach ein Spiegel, in Gold gefasst, und zwei Billets für die Königliche Oper in Stockholm aus dem Jahr 1926 -


A. : Oh mein Gott -


C. : Und unten auf dem Boden, falls man sich die Mühe machte, alles aus- und danach wieder einzuräumen, lag in einer flachen, mit Seide gefütterten Verpackung ein Salatbesteck, Elfenbein, oder Horn, mit kunstvoll getriebenen Silbergriffen. Man hätte die Dinge getrennt versteigern können, aber es gab einfach  zu viel -


B. : Waren Sie dort allein?


C. : Manchmal mit Freunden, die nichts kauften, weil sie wie sie sagten alles haben, aber die Dinge gern ansahen. Der Mann meiner besten Freundin entdeckte einmal ein chinesisches Pferd, kniehoch, aus Holz, eigenwillig bemalt, er sprach später noch den ganzen Sommer davon, und während er sinnierte, aus welcher Kultur und Gegend in China es stammte, hatte es jemand ersteigert. Und meiner Freundin gefiel einmal ein Bild, Rosen- und Jasminblüten, leuchtend, als seien sie gerade gepflückt, wie ein Strauß, der noch nicht gebunden war, einfach dahingeworfen in einen Rahmen aus Blattgold vor schwarzem, glänzenden Hintergrund. -  Immer konnte man etwas entdecken: Einen Serviettenhalter aus lauter Rosen, zwei Silberschalen mit geschliffenen Glaseinsätzen,  - wir würden, auf eine Damastserviette, da die Brötchen reinlegen, hier die Frühstückseier -


B. : Klingt wie im Schlaraffenland -


C. : Zu essen und trinken gab es auch, - also wenn man ankam, man fuhr von uns aus etwa eine Stunde mit dem Auto, oft die Küste entlang, empfing einen in einem Vorraum, sonst vielleicht ein Kontor, der Geruch von Kuchen, Kaffee und den berühmten schwedischen Smörrebröds. In mehreren Schichten übereinander belegte Brote mit Gavad Lachs, Meerrettich, in Sahne gehüllt, Krabben, ausgelösten Krebsen, so hoch aufgetürmt, dass sie jeden Moment umkippten. Mit Roastbeef, hauchdünn geschnitten und innen rosa, bepackt mit geraspeltem Salat aus roten Beeten und verschiedenen Cremes aus aufgeschlagener Mayonnaise und Sahne, mit einer Haube von frischer Brunnenkresse. Plätzchen, Kekse, kleine Kuchen mit Marzipan, Nüssen, Kokos, frischen Himbeeren, Pistazien auf Silberplatten mit weissen, ausgestanzten Servietten; sieben Sorten, drunter gaben sich die Schweden nicht zufrieden -


A. : Da fahren wir hin  -

 

C. : Ich schreib es Ihnen auf. - Die meisten Schweden kannten sich dort, sie kamen nicht unbedingt, um zu kaufen, sondern wegen der Stimmung, Atmosphäre, wie ein Hobby. Man tauschte sich aus, die politische Lage, das Wetter, blätterte im Katalog, und in Reichweite, an den Wänden entlang, thronten Buddhas im Lotossitz, Elfenbeinbüsten aus Afrika, indische Grabplatten, die unter der Rubrik Asiatica versteigert wurden und einst auf den Schiffen der legendären Ost-India-Kompaniet schwedisches Festland erreichten. Daneben, Morgenland traf Abendland, der Apostel und Evangelist Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, mit seinem Kelch in der linken Hand. Schnitzarbeit, süddeutsch, 1510, Startpreis 700€, - dabei gehörte die Figur zurück in eine Barockkirche, ein Museum...,  und zum Kulturgut -

 

A. : Mein Gott -

 

C. : Wir gehörten zu denen, die kauften... Die Startpreise waren meist so gering, dass es eigentlich nicht sein konnte. Selbst wenn es am Ende das Doppelte kostete, oder das Dreifache. Gab es nicht auf irgend einem Konto noch Geld? Wir würden es ja wieder verdienen - .

Und dann der Moment, als wir auf dem Sofa saßen, das wir gerade ersteigert hatten, uns zurücklehnten und über den makellosen Bezugsstoff strichen: Du kommst mit nach in Berlin, da  fängt ein neues Leben für dich an, in einem  kleinen Hotel... Und zu allem, dem Geschirr, den Lampen, Gläsern, Tischdecken haben wir immer gesagt: Ihr bekommt jetzt ein neues Zuhause....

Der Moment, als wir aus dem geliehenen Anhänger hier im Hof einen Barockspiegel zutage förderten, hereintrugen und jemand rief: Um Gottes Willen, pass doch auf, sieben Jahre Pech können wir uns nicht leisten, wir fangen hier gerade erst an -

 

A. : Schön, wie Sie das erzählen -

 

C. : Es gab hier ja eine Zeit, in der diese Möbel unerschwinglich waren, - als ich 1984 nach Westberlin kam, in den Antiquitätenläden in Wilmersdorf, Charlottenburg - .

 

B. : Stimmt, die Preise waren der Wahnsinn -

 

C. : Biedermeier war in; es wurde auch viel Theoretisches darüber veröffentlicht, Begriffe geprägt wie der von der zeitlosen Eleganz. Und sie standen natürlich überall, - bei allen, die Sie dort an der Wand sehen, von Kästner bis Max Frisch und Rilke und Uwe Johnson und Grass und Tucholsky ; der  Dichter Georg Hermann, er hat das vor allem jüdische Leben im Biedermeier hier in Friedenau wie kein anderer festgehalten, emigrierte nach der Machtübernahme der Nazis nach Holland, von wo aus er noch 1944 mit den letzten Transporten nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Im Exil schrieb er an mehreren Stellen, wie sehr er sich nach den geliebten Biedermeiermöbeln in seiner Wohnung in Berlin-Friedenau sehnte, und es gibt ein Buch, eine Art Sammlung von ihm, Das Biedermeier im Spiegel seiner Zeit - 

 

B. : Goethe war sicher einer der ersten, der sich für sein Haus am Frauenplan in Weimar eine größere Lieferung davon bestellte, es war zu der Zeit das Modernste, das es gab.

 

C. : In den Prachtwohnungen der Gründerzeit-Fabrikanten mit Stuck und Parkett und Flügeltüren machten die Möbel was her. Im Grunewald gibt es die Villa von Walter Rathenau, reines Biedermeier, und natürlich standen sie bei Thomas Mann und Sigmund Freud und später bei sämtlichen Künstlern und Intellektuellen, von Biermann bis Brecht und Sarah Kirsch und Stefan Heym und Manfred Krug und Peter Hacks.

 

A. : In der Biermann-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum, auf den Fotos dort, sind die Möbel  im Hintergund zu sehen -

 

C. : Das Biedermeier der Leute, die aus der DDR ausreisten, auch Bilder, alle möglichen Kunstgegenstände, wurde durch die Institution von Herrn Schalk-Golodkowski beschlagnahmt, in den Westen verkauft und  brachte dem Staat Devisen.

 

B. : Kein erfreuliches Kapitel -

 

C. : Bei einer Freundin im Prenzlauer Berg, das war in den siebziger Jahren, irgendwie regnete es durch, Schimmel im Treppenhaus, alles bröckelte, roch muffig, gab es einen Biedermeier-Nähtisch, hell, glänzend, Kirschholz, oder Birke, aufklappbar, mit zwei Schubfächern mit lauter Fächern, - er hatte  in einem Antiquitätenladen in Ostberlin einen Monatslohn gekostet, sie arbeitete als Lehrerin und verdiente 600 Mark. Aber es hatte sich gelohnt; in Anbetracht der kaputten Fassaden, der Tristesse in den Straßen und überhaupt, war er ein Lichtblick. Es stand auch immer eine Vase mit einer Blume darauf und darüber, unter einen Wasserfleck an der Decke, hing ein Spiegel.

 

A. : Ihr Bücherregal -

 

C. : -  haben wir im Biedermeier-Stil anfertigen lassen, so hohe Möbel hat man damals noch nicht gebaut. Das Biedermeier im Adlon besteht übrigens nur aus Stilmöbeln, die jederzeit nachbestellt werden können.

 

B. : Was liegt denn hier, ein Hühnergott, wie groß, ein Prachtexemplar!

 

 C. : Er bringt uns seit zwanzig Jahren Glück, wie unsere Katze.

 

B. : Der ist aber nicht Biedermeier?

 

C. : Wo denken Sie hin, einige Milliarden Jahre stecken da drin, - da kommt das Biedermeier nicht mit. Sie müssen los -

 

A. : Einen Moment haben wir noch. - Das Glas hier ist auch ein selten schönes Stück, stammt das auch von einem Flohmarkt in Schweden?

 

C. : Auf jeden  Fall, und wenn ich nachdenke, fällt mir auch ein, von welchem -

 

A. : Es ist so groß, beinahe riesig, ich kenne solche Gläser nur in klein. Und der Schliff, drei Linsen und drei Sterne, die sich abwechseln, - es ist sicher sehr alt -

 

C. : Biedermeier, hier sehen Sie den Abriß. Hier am Fuß ist es hohl. Mundgeblasen. Der Schliff ist übrigens so kunstvoll, perfekt, dass sich, wenn die Sonne scheint, der ganze Frühstücksraum in einer einzigen von den Linsen spiegelt.

 

A. : Tatsächlich -

 

 C. : Es gibt hier überhaupt solche Effekte: Die Sonne scheint durch das verspiegelte Fensterglas, trifft auf die Prismen der Kronleuchter, die das Licht in unzähligen Spots von Spektralfarben auf den Wänden und Möbeln verteilen, wie in einem Kaleidoskop. Sehen Sie mal, überall tanzen Regenbögen en miniature -

 

 A. : Stimmt, ich hab das gestern schon bemerkt -

 

C. : Weihnachten füllen wir immer Vanillekipferl in das Glas, und jetzt eben Quittengelee.

 

A. : Wir genießen es jeden Morgen. Man spürt die Quitte so stark, unverfälscht -

 

C. : Vielleicht weil der Baum gleich dort drüben steht, Sie können ihn von hier aus sehen -

 

A. : Das Rezept -

 

C. : Zitrone, eine Prise Chili, Gelierzucker eins zu drei. Wir werfen nichts weg, früher gab es immer auch Quittenbrot von dem, was im Sieb übrig blieb, aber neuerdings schneiden wir nur das Gehäuse, die Stiele raus und verwenden sonst alles. -  Also die Praktikanten pflücken die Quitten, bringen sie in Schüsseln und Eimern herein, machen Fotos für ihre Praktikumsmappen. Die Quitten sind eine  Neuentdeckung für sie: Nie vorher etwas davon gehört oder gesehen. Sie kennen auch keine Schlehen, Hagebutten, keine Stachel- und Johannisbeeren, sie essen ihr Marmeladebrot und haben keine Ahnung, um welche Früchte es sich handelt.

 

B. : Tatsächlich -

 

C. : Bäume? Eine Ulme, Esche, Akazie, keine Ahnung, wie die aussieht. Getreide? Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Hirse, Buchweizen, nie gehört. Bei uns bekommen sie ein Heft, in dem sie in die eine Spalte die französische, portugiesische, polnische oder rumänische Bezeichnung schreiben, rechts die deutsche; auch schreiben auf Papier ist für sie neu, weil sie alles ja immer nur in ihre handys tippen.

 

A. : Das machen Sie gut -

 

C. : Sie lernen bei uns auch, dass nicht ein Eimer Wasser weglaufen muss, wenn man ein Glas spült, und man nicht sinnlos Essen wegwirft und mit den Ressourcen bewusst umgeht und der Natur mit Achtung begegnet. Eine Quitte zerschneiden und ihr Inneres betrachten, mit den Fingern die pelzige Schale spüren, - auch, irgendwie, Biedermeier -

 

B. : Die Quitten auf den Bildern hier oben -

 

C. :  -  hat ein guter Freund gemalt, Quitten und Birnen, weil es bei uns zuhause immer Birnen gab. Rechts liegen sie auf einem Tischtuch, vielleicht auch auf Schnee, man weiss es nicht, und auf dem Bild links ist das Tuch schwarz und eine von den Quitten ist wie in den Gedichten von William Carlos Williams bis zur Hälfte verfault. Vergänglichkeit , - wir haben die Botschaft verstanden -

 

B. : Wir sehen uns heute in der Alten Nationalgelerie die Ausstellung Monet und die impressionistische Stadt an, frühe Ansichten von der Umgestaltung von Paris 1850 bis 1870; Monet, Matisse, Caillebotte platzierten sich auf den Balkonen vom Louvre und malten das Entstehen der großen Plätze und Boulevards, mit modernster Kanalisation, unter Baron Hausmann...

 

C. : Mein Gott, da ging ja hier gerade mal das Biedermeier zu Ende - . Die Alte Nationalgalerie ist übrigens mein Lieblingsmuseum. Gleich unten hinter den Schadow-Figuren müssen Sie in den kleinen Kabinetten unbedingt die Menzels ansehen, das Flötenkonzert am Hof von Friedrich dem Großen, und die Vorstudien dazu. Wie das Kerzenlicht von den Kronleuchtern gemalt ist, auf den Gesichtern, dem Fußboden, den Wänden -

 

B. : Sehen wir uns an -

 

C. : Und Caspar David Friedrich, ganz oben, eher Romantik, aber alles geht ja ineinander über -

 

A. : Danke, dass Sie uns so viele schöne Geschichten erzählt haben. Vor allem die von der Gartentür -

 

B. : und dem berühmten Holzwurm in Prag. Wir werden ihn besuchen zwischen den Jahren -

 

C. : Sagen Sie viele Grüße! - Darf ich Ihnen ganz schnell noch etwas verraten? Das letzte!

 

A. : Gern.

 

B. : Wir sind gespannt.

 

C. : Das mit Abstand kostbarste Exemplar hier im Raum ist der Rokoko-Spiegel dort in der Mitte, - fast aus dem Spiegelsaal von Versaille, oder sagen wir dem Neuen Palais von Sanssouci -

 

B. : 1730, 1750 schätze ich mal, man denkt auch an die Gemälde von Fragonard, Watteau -

 

C. : Echte Blattvergoldung, uraltes Spiegelglas, das Glas war da sicher gerade erfunden. Mit den üppigen, mit Gold überzogene Blumengebinden rechts und links, und der Girlande von vergoldeten Blüten über dem Glas...

 

B. : und oben an der Spitze als Krönung das Rokoko-Symbol in Reinkultur, asymetrisch, einer Muschel nachempfunden -

 

C. :  die Rocaille  -

 

A. : Sie haben Recht. Er macht etwas her, ist der Mittelpunkt, ein Blickfang!

 

C. : Er ist souverän und weiß um seine Schönheit. Er hat mit dem Biedermeier da unten nichts zu tun. Aber in seiner Erhabenheit und Toleranz kann er damit leben.

 

A. : Und umgekehrt!




Commenti


bottom of page