WAS DIE PRESSE ÜBER UNS SAGT
Über die Jahre hat sich einiges an Pressestimmen angesammelt. Wir hatten viele berühmte Gesichter bei uns im Hotel zu Besuch, haben Friedenauer Kultur- und Literaturgeschichte miterleben und mitschreiben dürfen. Hier präsentieren wir eine kleine Sammlung von Pressebeiträgen, die über die Zeit zusammengekommen sind.
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Kerstin Hense
Literaturhotel Friedenau: Wo Günther Grass im Garten ein Pfeifchen rauchte
Berliner Zeitung
29. 6. 2022
Im Literaturhotel Friedenau übernachteten berühmte Schriftsteller. Dabei muss sich Inhaberin Christa Moog mit ihrer eigenen Geschichte nicht verstecken.
Der verwunschene Hotelgarten mit üppiger Rosenpracht und Obstbäumen, abseits gelegen in einem Hinterhof an der Fregestraße, lädt gerade jetzt im Hochsommer mit seinem Schatten zum Verweilen ein. „Günter Grass hat hier immer gesessen und Pfeife geraucht“, erinnert sich Christa Moog. Literaturnobelpreisträgerin Svetlana Alexijewitsch hat sie hier auch schon ein Abendessen servieren lassen. Der Quittenbaum in Christa Moogs Garten trägt die ersten Früchte.
Zum Herbst kann sie das Obst ernten und zu Gelee verarbeiten. Grass hat ihren süßen Brotaufstrich gern zum Frühstück gegessen. Der Schriftsteller war bis kurz vor seinem Tod ein gern gesehener Gast in ihrem Literaturhotel in Friedenau. Eigentlich könnte die 70-jährige Inhaberin längst in Rente sein und ihren Lebensabend genießen. Doch dazu ist sie zu umtriebig. Nebenher ist sie selbst Autorin und schreibt gerade an einem weiteren Roman über ihr Leben in der ehemaligen DDR.
Christa Moog ist eine resolute und rastlose Frau. Immer wieder steht sie während des Interviews auf, nimmt Zimmerschlüssel entgegen, schaut, ob noch genügend Brötchen am Frühstücksbüfett liegen, und nimmt Reservierungen entgegen. Zwölf Stunden am Tag ist sie in ihrem Alter noch im Einsatz, auch an den Wochenenden. „Na ja, manchmal lege ich mich zwischendurch auch mal ein Stündchen hin“, räumt sie bescheiden ein. Zum Glück habe ihr Mann Verständnis dafür, dass er sie so selten zu Gesicht bekäme.
Im Uwe-Johnson-Salon, benannt nach dem verstorbenen deutschen Schriftsteller, sitzen noch zwei Langschläfer und lassen sich von der Hotelchefin Rührei mit Speck zubereiten und Brot toasten. Christa Moog verwöhnt ihre Gäste gern. Ein gutes Frühstück sei das A und O. Die antike Einrichtung im Aufenthaltsraum mit Biedermeier-Möbeln, Kronleuchtern und orientalischen Teppichen hat sie sich mühsam zusammengesucht. „Das ist alles sehr strapazierfähig und nutzt sich nicht ab“, sagt sie. Das Holzregal ist bis an die Decke gefüllt mit Büchern von Schriftstellern aus Friedenau. Auch Grass, Johnson und Max Frisch lebten dort in ihren Backsteinvillen in den 60er-Jahren.
In der DDR unterrichtete sie Kinder aus sozial schwachen Familien
„Deshalb muss es hier auch unbedingt ein Literaturhotel geben“, hat sich Christa Moog gesagt und die Gründerzeitvilla mit den 16 Zimmern 2003 nahe des Innsbrucker Platzes eröffnet. Ihr erster eigener Roman „Aus tausend grünen Spiegeln“ ist im Jahr 1985 erschienen, drei Jahre später „Die Fans von Union“.
Zu DDR-Zeiten war sie Lehrerin an einer Schule in einer sozial schwachen Siedlung in Borgheide bei Potsdam. Sie unterrichtete Deutsch und Sport. Ihre prägenden Erlebnisse mit Eltern haben sie zum Schreiben inspiriert: Manche wollte die Staatsführung nicht mehr haben, manche rebellierten gegen den Staat, andere waren alkoholabhängig und zum Teil auch psychisch krank.
„Die Kinder konnten nicht still sitzen“, sagt Christa Moog. Manche seien aus dem Fenster geklettert und hätten Dinge aus dem Fenster geworfen. „Es war unmöglich, sie zum Lernen zu bewegen.“ Weil sie sich von der Schuldirektion so allein gelassen gefühlt habe, habe sie ihre Eindrücke in „Fans von Union“ verarbeitet. Mit ihrem Werk eckte sie selbst an, weil ihr Buch ein Bild beschrieb, das man an der Führungsspitze von seinem Staat nicht haben wollte.
Im Jahr 1984 gab es eine unerwartete Wende in ihrem Leben. Als die SED auf die Idee kam, unruhige Bürger gehen zu lassen, wurde auch ihr Ausreiseantrag genehmigt. Als 32-jährige ließ sie ihre Eltern, ihre beiden Schwestern und Freunde schweren Herzens in der DDR zurück und begann in West-Berlin ein neues Leben. Sie reiste monatelang durch Neuseeland und schrieb ihren Roman „Aus tausend grünen Spiegeln“ fertig, mit dem sie mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Anschließend begegnete sie ihrer großen Liebe, einem Schweden. Mit ihm zog sie zunächst in seine Heimat, wurde Mutter zweier Töchter und gründete dort ihr erstes Hotel. Erfahrungen in der Gastronomie hatte Christa Moog vor ihrer Pädagogenausbildung als Kellnerin in einer HO-Gaststätte gesammelt. Als es die Familie zurück nach Berlin zog, setzte Christa Moog ihren Plan vom Literaturhotel um.
Seit 19 Jahren lebt Christa Moog überwiegend von Stammgästen. Einige haben sich mit liebevollen Zeilen in ihrem Gästebuch verewigt. Von vielen kenne sie die Lebensgeschichten. „Wir teilen Hochzeiten, Geburten, Krankheiten und Verluste miteinander“, sagt Christa Moog. Gerade erst hat sie selbst die Corona-Krise einigermaßen glimpflich überstanden. „Meistens gibt es ein gutes Ende. Man muss nur Geduld haben“, sagt sie.
Sie fingierte Heiratspläne, um ausreisen zu können
In ihrem nächsten Roman verarbeitet Christa Moog das jahrelange Warten auf ihre Ausreise in den Westen. Sie fühlte sich im alten Leben noch gefangen und im neuen noch nicht angekommen. „Ich habe einen Antrag auf Heirat mit einem britischen Staatsbürger gestellt.“ Der Mann war ein Freund von ihr, verliebt war sie schon, aber heiraten wollte sie ihn gar nicht. So verzweifelt war sie über die Staatsdoktrin. „Es war fürchterlich“, sagt sie, „keine Meinungsfreiheit, keine kritischen Bücher, und ich konnte nirgendwo hinfahren.“ Auch ihr Buch „Die Fans von Union“ hatte sie erst in einem West-Verlag herausbringen können.
Einen konkreten Erscheinungstermin für ihr neues Werk gibt es allerdings noch nicht. „Die Aufzeichnungen liegen schon länger in meiner Schublade“, sagt Christa Moog. Es gebe einfach noch zu viel anderes zu erledigen in ihrem Leben. Im Bad eines Zimmers sei der Abfluss kaputt, in einem anderen die Spülung. Die Glühlampen in den Kronleuchtern müssen auch noch ausgetauscht werden. Darum will sie sich jetzt gleich noch kümmern. Im August hat sie drei Wochen Urlaub geplant. Wie immer: auf Rügen.
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Wolfgang Scherreiks
Wo Nobelpreisträger nächtigten
nd
Reise Wochenende
24. 10. 2021
Das Hotel »Friedenau« ist Familienhotel und Hommage an das literarische Friedenau. Geführt wird es von der Schriftstellerin Christa Moog. Ein Bildband porträtiert ähnliche Hotels in aller Welt.
Eine Geschichte über Hotels kann natürlich nur in einem Hotel geschrieben werden», schrieb der Reiseschriftsteller Cees Nooteboom. So tippe ich die ersten Notizen über das Literaturhotel Berlin auf dem Biedermeier-Sofa im Dachapartment des Hauses. An der Wand gegenüber verschwimmt der Winter im Norden, in Monets «Raureif in Giverny», 1885. Hinterm Sofa flimmert die südliche «Landschaft bei Collioure» von Matisse. Gemalt 1905. Aber die Tür mit Glaseinsatz und trüber Gardine ist wie ein Link zur Nachkriegszeit, als eine Friedenauer Witwe hier die ersten Zimmer vermietete. Über Dekaden ging es von einer Pension über in einen Hotelbetrieb. Hinter der Glastür gelange ich über einen Flur ins Treppenhaus.
Das ist mal eng, mal weit. Denn in der Gründerzeitvilla aus dem Jahre 1889 spielen Lichtprismen der Kristallkronleuchter mit dem Tageslicht. Es ist ein Haus der roten Teppiche. Besonders ein Ort unendlicher Spiegel in goldfarbenen Rahmen. «Aus tausend grünen Spiegeln», hieß der Roman von Christa Moog, «scheint zu gehen vergangne Zeit, die lächelnd mich verwirrt», geht der Mörike-Vers weiter. Das Hotel als «unbegrenztes Territorium» (Nooteboom) ist zeitlich auch ein Ort des Gestern. Schon im Roman reist die Autorin und heutige Inhaberin des Hotels autobiografisch auf den Spuren ihres Jugendideals, der neuseeländischen Schriftstellerin Katherine Mansfield. Doch davon später mehr.
Zuerst endet der Gang die Treppe hinunter vor der Rezeption. Spätestens wenn von der Wand die Schriftstellerinnen und Schriftsteller herunterblicken, vergegenwärtigen Gäste, dass sie im Herzen eines historischen Literaturviertels nächtigen. Die Porträts entstammen dem Literaturarchiv Marburg und dem Literarischen Colloquium Berlin. Die Porträtierten wohnten in der Nachbarschaft: Rosa Luxemburg in der Cranachstraße, Erich Kästner und später Uwe Johnson in der Niedstraße, Max Frisch neben Günter Grass in der Sarrazinstraße, Hans-Magnus Enzensberger in der Fregestraße und Herta Müller bis vor Kurzem in der Menzelstraße.
Erinnerungsfetzen aus dieser Friedenauer Literaturszene anno 1973 leuchten zum Beispiel auf im «Berliner Journal» von Max Frisch: «Übernahme der Wohnung (Sarrazin Strasse 8) und Abend bei Grass. Nieren.» Oder: «Gestern mit Uwe und Elisabeth Johnson in einem italienischen Restaurant hier in Friedenau. Es stimmt nicht, dass im Alter keine neue Freundschaft mehr entstehe.» Und an anderer Stelle: «Erste Einkäufe auf dem Wochenmarkt, der in Zukunft unser Markt sein soll, Breslauer Platz, eingeführt durch Günter Grass; Fischkunde.»
Christa Moog erinnert sich an eine viel jüngere Dekade: «Die spätere Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch besuchte uns regelmäßig, als sie ein DAAD-Stipendium hatte. Über längere Zeit hat sie immer wieder hier gewohnt. Wir sind uns sehr nahe gekommen, führten gute Gespräche. Ich kann ja auch ein bisschen Russisch.»
Nicht alle logierten im Hotel. «Wer hier gewohnt hat und vielleicht einen Roman fertiggestellt hat, das weiß man ja oft erst hinterher», sagt sie. Und zuerst handelt es sich um ein Familienhotel. Oft werden die Gäste von der Literatur überrascht. Manchmal ist es umgekehrt: «Einmal kam eine Familie. Der Vater sah aus wie ein Lkw-Fahrer, holte ein paar Flaschen Bier raus, zündete sich eine Zigarette an. Aber als er Rilke an der Wand entdeckte, zitierte er umgehend »der weiche Gang geschmeidig starker Schritte …« und alle drei Strophen von »Der Panther« von Rilke. »So etwas vergisst man nicht«, sagte er.
Vor der Rezeption öffnet sich der Uwe-Johnson-Salon. Der Namensgeber mietete sich ab Ende der 70er Jahre regelmäßig im zweiten Stock ein. Der Salon hält ein Bücherregal mit den »Friedenauer« Autoren vor. Das Mobiliar setzt den Biedermeierstil mit seinen unaufdringlichen Formen fort: edle Kirsche, Kastanie, geflammte Birke. Scheint die Sonne hinein, leuchten die Maserungen. Darauf liegen Richelieustickereien. Im Schrank schichtet sich Goldrandgeschirr. In den Schubladen der Kommode geputztes Silberbesteck mit Monogrammen.
In diesem Salon las 2007 der Schriftsteller und Grafiker Christoph Meckel. »Die Friedenauer kamen in Scharen«, sagt Moog. »Er hat Gedichte gelesen, so leise, man hätte eine Stecknadel fallen hören können.« Christa Wolf, Clemens Meyer, Peter Schneider, Judith Hermann und viele andere hielten Lesungen.
Durch die Fenster des Salons blickt man auf die roten Chinarosen im Garten. Daneben verbreiten sich Quitte, Rhododendron, Blauregen und Lorbeerkirsche. Weiße Tische und Stühle stehen bereit. Dort nehmen wir Platz und kommen auf den Anfang zurück. Am Anfang war das Buch.
»Ich war Mitte 20, lebte in der DDR und las gerne Kurzgeschichten«, verrät die Dame des Hauses. »Von Hemingway, Henry Miller, E. A. Poe. Natürlich auch Turgenjew und Tschechow. Aber Katherine Mansfield wurde mein großes Vorbild. Ich habe sie in einer Bibliothek in Eisenach entdeckt. Sie hat mich auf besondere Weise berührt. Ich habe mich gefragt: Wie hat sie das jetzt gemacht?«
Nach ihrer Auswanderung 1984 reiste sie auf ihren Spuren nach Paris, London und Italien bis nach Neuseeland. Heraus kam Ende der 80er besagter Roman »Aus tausend grünen Spiegeln«. Ein Text mosaikhaft gesetzt wie Spiegel-Splitter aus Augenblick, Memoire und Mansfield-Zitaten. Er wurde ein Erfolg. Marcel Reich-Ranicki lobte, es regnete Preise.»Ich hatte den Roman veröffentlicht. Der Verlag wollte in absehbarer Zeit den nächsten. Der Druck war sehr groß. Aber man kann nicht arbeiten, wenn man zu müde ist und gestört wird, weil die Probleme rundherum zwingend sind.«
Thomas Mann verbat sich bekanntlich strikt jede Störung durch Familienmitglieder. Als schreibende Mutter ist das eine ganz andere Sache. »Sie können zwei kleinen Kindern nicht entfliehen«, sagt Christa Moog. »Die Kinder haben mich oft geweckt. Über Wochen litt ich unter Schlafproblemen. Man kann dann nicht schreiben. Aber ein Hotel führen, das kann man immer noch.«
Hoher Besuch unterbricht das Gespräch: Die wahre Chefin des Hauses und Literaturliebhaberin streift durch den Garten. Geduldig hält sie jede Lesung bis zum Ende aus: die Hauskatze Mary. »Viele Gäste behaupten, sie kommen nur wieder, um die hinreißende Mary zu sehen«, sagt Moog. »Sie kennt jede Stelle im Hotel. Hat viel erlebt und drei Söhne hier bekommen.«
Doch wie kam die Schriftstellerin nun zum Hotel? Schon in der DDR besaß sie eine Verbindung zur Branche. In den 70er Jahren machte sie einen Facharbeiterbrief. »So konnte ich mit 16, 17 in Eisenach im Hotel auf der Wartburg oder im Parkhotel kellnern. Es kamen viele Leute aus dem westlichen Ausland. Und wir waren wie die Chefs, haben die Plätze vergeben und viel Trinkgeld erhalten.« Die Begegnung mit Reisegruppen aus Japan, USA oder England öffneten ein Tor zur Welt. »Wir kamen mit Leuten zusammen, die man sonst nie getroffen hätte. Mir hat das ganz gut gefallen.«
Auch nach ihrem Bucherfolg arbeitete sie in Schweden mit ihrem Mann in der Hotelbranche. »Es war eine Möglichkeit zu arbeiten und Geld zu verdienen, ohne den Druck, gute Literatur produzieren zu müssen.« Als sie 2003 nach Berlin zurückkehrte, las sie eine Annonce für das Hotel in der Fregestraße. »Da habe ich gesagt, ich mache das jetzt.«
Über die Jahre hat sich die Schriftstellerin Notizen gemacht. Weiter an Themen gedacht. Ob die Besitzerin des Literaturhotels selbst an den Schreibtisch zurückehren wird, weiß sie nicht. Der Ablauf im Hotel steht jetzt im Vordergrund. Die Zimmer und das Frühstück müssen gemacht werden. Sie sagt: »Selbst das ist literarisch. Manchmal literarischer als das Literarische.«
Das Hotel findet Erwähnung in dem Bildband »Literaturhotels« von Barbara Schäfer. Er zeigt, wo teils arme Mieter auf Zeit literarischen Reichtum für später produzierten. Agatha Christie schrieb im Istanbuler »Pera Palace« den »Mord im Orientexpress«. Hermann Hesse und Thomas Mann residierten im Waldhaus »Sils Maria« im Engadin. Manch Aufenthalt nahm ein böses Ende. James Joyce flog mittellos aus dem heutigen »Victoria Hotel Letterario« in Triest. Und Oscar Wilde wurde im Londoner »Carogan« wegen »Sodomie« verhaftet. Nicht alle Anekdoten sind taufrisch. Der Band bietet ein bilderreiches Sammelsurium und erste Orientierung, um demnächst einmal auf literarischer Spurensuche einzuchecken - wenn man es sich denn leisten kann.
Barbara Schäfer: Literaturhotels. Lifestyle BusseSeewald. 176 S., geb., 25
Thomas Geisler
Ferien in Friedenau
Stadtteilzeitung
Ausgabe Nr. 173
Juli/August 2020
Die Vögel zwitschern übermütig, die Sonne strahlt auf die mit vielen Blumen verzierten Putten und die Stühle und Bänke im Garten laden zum Verweilen ein.
Sitzt man im mit Rosen bepflanzten Garten des Literaturhotels und schnuppert den Duft des Jasminbaums, kann man vergessen, dass man sich in einer quirligen Millionenmetropole befindet. Das ist aber auch ein Charakteristikum des mit vielen Vorgärten und grünen Hinterhöfen gesegneten Friedenaus. Friedenau, ein grüner, mit Gründerzeithäusern versehener Stadtteil Berlins, in dem es schon immer viel illustres Publikum gab. Rosa Luxemburg wurde hier von Lenin besucht, Günter Grass und Erich Kästner verweilten in der Niedstraße, gleich nebenan wohnte der DDR-Autor Uwe Johnson, nach dem das Literaturhotel seinen mit Biedermeiermöbeln und Barockspiegeln ausgestatteten Früh-stücks- und Lesungssaal benannt hat. Weitere Literaten, die in Friedenau leben oder gelebt haben, sind Max Frisch und die Nobelpreisträgerin Herta Müller. Über der Rezeption des Hotels sind im DIN A3-Format die Konterfeis der Persönlichkeiten abgebildet.
Christa Moog ist die Chefin des Ganzen. Mit großer Liebe zum Detail führt sie ihr liebenswertes Hotel. Es gibt 17 stilvoll eingerichtete Zimmer, wovon drei Einzelzimmer sind. Im „Uwe Johnson“-Saal, der auch für private Festivitäten zu mieten ist und über ein Klavier verfügt, wird das reichhaltige Frühstück mit selbstgemachter Marmelade serviert. Sonntags gibt es ein großes Frühstücksbuffet, das auch für externe Gäste offen ist. Frau Moog freut sich auch über Gäste, die in ihrem wunderschönen Garten nur einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken wollen und vielleicht in den Werken und Biographien der Künstler stöbern. In dem Saal finden gelegentlich Lesungen von Nachwuchsliteraten statt.
Christa Moog, die 1984 mit dem Ziel Kalifornien aus der DDR ausreiste, war damals eine Nachwuchsliteratin, die vom berühmten DDR Autor Franz Fühmann betreut wurde, der ihre Manuskripte förderte.
Der RIAS brachte eine Sendung mit Texten aus ihrem ersten Buch „Die Fans von Union“, das 1986 im Düsseldorfer Claasen Verlag verlegt wurde. Der große Erfolg kam dann mit einer Laudatio auf ihr großes Idol, die englisch-neu-seeländische Schriftstellerin Katherine Mansfield.
Aus Kalifornien, deren Autoren Christa Moog über alles liebt, wurde leider nichts, aber sie folgte den Spuren ihres Idols über Paris und die Schweiz bis nach Neuseeland. Zum 100. Geburtstag von Katherine Mansfield veröffentlichte Frau Moog 1986 ihr zweites Buch „Aus 1000 grünen Spiegeln“. Dieses Buch wurde von Marcel Reich-Ranicki im Literarischen Quartett äußerst positiv rezensiert und verkaufte sich über 30.000 mal! Für dieses Buch bekam Frau Moog den anerkannten „Aspekte-Preis“!
Nach einer Zeit in Schweden, wo ihre beiden Kinder geboren wurden, kehrte sie in ihr geliebtes Berlin zurück. Über den Umweg Moabit, wo sie Theatergruppen organisierte, Stücke schrieb und Kostüme selber nähte, kam sie 2003 endlich nach Friedenau, wo sie das ehemalige „Hospizhotel“ übernahm. Dies wurde schnell in „Friedenauer Hotel“ umbenannt, bevor es seinen heutigen zutreffenden Namen „Literaturhotel“ erhielt. Im „Uwe Johnson“-Saal lasen schon Christa Wolf, Christof Meckel und Judith Hermann und auch Redakteure und Redakteurinnen der Stadtteilzeitung!
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass allein schon eine Übernachtung mit Abendessen im „Literaturhotel“ wie Urlaub ist!
Kolumne: In fremden Federn
Eine Nacht im Literaturhotel
Tagesspiegel
22.01.2018
Als Tourist in der eigenen Stadt im verschlafenen Friedenau: Hier haben sich viele Schriftsteller wohlgefühlt, von Max Frisch bis Swetlana Alexijewitsch....
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Großmutter Russland
Dinner with the FT Svetlana Alexievich
Financial Times Weekend
18. Juni 2017
Bei Lachs an 'Sauce de Moog' in Berlin spricht die Nobelpreisträgerin mit Guy Chazan über Nostalgie in Bezug auf die Sowjet-Ära, darüber, was es heißt, den Stimmlosen eine Stimme zu geben und über die Gefahren des 'kollektiven Putin'.
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Friedenaus Nobelpreisträger
Carl von Ossietzky, Günter Grass und Herta Müller - jetzt Swetlana Alexijewitsch
TS aktuell – Zeitung für Tempelhof-Schöneberg
01.01.2016
...1999 erhielt Günter Grass, einst in der Niedstraße ansässig, den Nobelpreis für Literatur für sein Gesamtwerk, 2009 folgte Herta Müller. Nun in diesem Jahr der Literaturnobelpreis für Swetlana Alexijewitsch, die schon während ihres Berlin-Aufenthalts 2011/2012 als DAAD Stipendiatin in einer Künstler-Programm-Wohnung in der Wielandstraße Friedenauer Luft geschnuppert hat. Darüber weiß Christa Moog, die Inhaberin des Friedenauer Literaturhotels in der Fregestaße und selbst Literatin (»Aus tausend grünen Spiegeln«) anschaulich zu berichten, denn bei ihren Berlin-Aufenthalten, zuletzt unmittelbar nach der Nobelpreisverleihung, steigt Swetlana nicht etwa im noblen Adlon ab, was ihr ihr Verlag sicher ermöglichen würde, sondern in vertrauter Umgebung im verträumten Literaturhotel in der Friedenauer Fregestraße...
»Schöne Orte zum Verweilen«
Haltestelle für die Seele - Literaturhotel Berlin
Reiselust
01.01.2014
Eine Reise ist mehr als die Bewältigung der Strecke von A nach B und ein Aufenthalt im Literaturhotel ist mehr als die Aneinanderreihung von Übernachtungen. Denn im Gegensatz zu manchem seelenlosen Hotelzweckbau findet man hier ein Haus der Geschichte, einen Ort der Lebenskunst. Ein Haus, das geprägt wurde durch die Literaten, die in unmittelbarer Nähe gelebt haben, hier zu Gast waren, hier schrieben und gelesen haben, wie Christoph Meckel, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Edgar Hilsenrath und viele mehr. Ein Haus, das voller Worte steckt und mit liebe- und geschmackvoller Gastlichkeit, mit Biedermeiermöbeln, Kronleuchtern, orientalischen Teppichen und goldenen Spiegeln einen besonderen Flair bietet. Kein Gästezimmer gleicht dem anderen, jedes lädt mit individueller Einrichtung ein, so wie das Frühstück im Uwe-Johnson-Salon zum individuell genussvollen Tagesstart einlädt. Das Hotel liegt mit kleiner Garten-Oase mitten in Berlin, im grünen Villenviertel Friedenau mit herrlichen Gründerzeit- und Jugendstil-Fassaden - nur fünf Minuten von der S-Bahn, die in Windeseile das Brandenburger Tor, Museen und Theater erreicht. Im Grunde aber ist das Literaturhotel selbst schon ein Reiseziel für sich.
Clemens Meyer liest im Literaturhotel
Stadteilzeitung
05.05.2013
...Der Mond schien, die Sterne. Die für ihre Geschwindigkeit berühmten Wolken von Schonen, Möwen flogen über den Himmel, und ich lag östlich von Ystad im Sand und las die 517 Seiten zu Ende. Das letzte Wort hieß glücklich. Und drückte den Zustand aus, in dem mich das Werk zurück ließ.
Ich stand auf, wagte die ersten Schritte und träumte davon, Clemens Meyer ins Literaturhotel in Friedenau einzuladen. Und schaffte es drei Jahre lang nicht.
Aber jetzt: Er kommt!
Auszug aus »Verborgene Orte in Berlin«
Yuba Edition
01.01.2012
... Friedenau scheint wie imprägniert mit den Namen großer Dichter. Sie wohnten oft Tür an Tür und mehrten, manchmal Generation auf Generation, auch den Ruhm der Straßen. Die Niedstraße und die Stierstraße, die ganze Gegend um den Friedrich-Wilhelm-Platz oder die Görresstraße, wo der Buchhändlerkeller seinen Anfang nahm, sind solche Orte. Das weltoffene Hotel -man spricht englisch, französisch, schwedisch und russisch- ist in diese Literaturlandschaft eingepasst. Ein weit in den Garten reichender, mit stilvoll-gemütlichen Biedermeier-Möbeln ausgestatteter Anbau, auch Ort für das allmorgendliche Frühstücksbuffet, ist, wie sein Name Uwe-Johnson-Salon verrät, der Literatur gewidmet...
Berlin Business Traveler
Literaturhotel Berlin
MARCO POLO
11.10.2010
Sehr persönlich geführtes Hotel in Berlins Literaturviertel Friedenau, in dem viele Autoren leben und auch Nobelpreisträger wie Günther Grass gewohnt haben bzw. immer noch wohnen (Herta Müller). Hier finden auch regelmäßig Lesungen mit bekannten Autoren statt...
Friedenau: Das Nobel-Viertel
Tagesspiegel
11.10.2009
Was das für ein Nährboden ist, der Friedenau so literarisch wertvoll machte, weiß Gudrun Blankenburg. Sie hat das Buch »Friedenau – Künstlerort und Wohnidyll« geschrieben und führte gerade gestern Mittag wieder Friedenau-Fans über die Literaturmeile. Eine grüne, vom Krieg nicht so stark zerstörte Oase mit großen, bezahlbaren Wohnungen in Großstadtnähe, beschreibt sie bündig die Vorzüge des Viertels. Und natürlich gaben sich die Dichter gerade im wohnraumknappen Berlin Tipps, wo es überhaupt Wohnungen mit Platz für Bücher gibt. Dieselben einfachen Gründe nennt auch Christa Moog, die in der Fregestraße 68 das außen schmucklose, aber innen kuschelige Literaturhotel Friedenau führt. Uwe Johnson war hier einst Gast, Grass brachte Verwandtenbesuch unter, Christoph Meckel las und Christa Moog ist – na? – Aspekte-Literaturpreisträgerin.
Edgar Hilsenrath zu Gast bei Christa Moog im Literaturhotel
Stadtteilzeitung Schöneberg-Friedenau
02.03.2008
Über 60 Gäste besuchten die Lesung von Edgar Hilsenrath im Februar im Literaturhotel in der Fregestraße. Hilsenrath las aus seinen Romanen »Der Nazi und der Frisör« und »Berlin Endstation«. Im Dialog mit seinem Verleger Volker Dittrich erzählte er aus seinem Leben. Im Anschluss signierte er Bücher für seine Zuhörer. Noch bis Mitternacht saßen Literaturinteressierte in kleinen Gruppen im Uwe-Johnson-Salon des Literaturhotels und diskutierten das Gehörte.
Lesen und lesen lassen
Berliner Woche
27.02.2008
Schon ein Blick in die Rezeption mit dicht an dicht hängenden Porträts von Literaten, die einst in Friedenau lebten, macht klar: Berlins erstes und bisher einziges Literaturhotel befindet sich in der Fregestraße und wird von einer Schriftstellerin geführt. ...bekannt wurde die Germanistin und Sportwissenschaftlerin unter anderem durch ihre 1985 veröffentlichten Erzählungen »Die Fans von Union«. Das Buch durfte in der DDR nicht erscheinen. Sechs Jahre später hatte sie großen Erfolg mit ihrem Roman »Aus tausend grünen Spiegeln« und erhielt mehrer Literaturpreise.